Den Bürger für blöd zu verkaufen ist eine Übung die konsequent umgesetzt sein will. Die Ursachen warum die Reallöhne über zwei Jahrzehnte nicht stiegen! Teil II von III! Staatspropaganda

Finanzmarkt- und Konzernmacht-Zeitalter der Plutokratie unterstützt von der Mediakratie in den Lobbykraturen der Geld-regiert-Regierungen in Europa, Innsbruck, 2014-04-04

Liebe BlogleserIn,

aus dieser Quelle zur weiteren Verbreitung entnommen: http://www.wirtschaftsblog.info/archiv/2013/unsere-wirtschaft-waechst-um-00-wirklich/

Heimliche statistische Umstellungen und einiges mehr wurden bereits hier (Teil I von III) behandelt: http://www.aktivist4you.at/2014/04/04/die-neuerung-der-teuerung-gastkommentar-der-autoren-vom-wirtschaftsblog-at-taeuschung-der-beteiligten-uns-buerger-hilft-der-reputation-der-regierung-und-der-volkswirtschaftszahlen-frisst-aber-d/

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Unsere Wirtschaft „wächst“ um 0,0% – wirklich?

Vor kurzem haben wir an dieser Stelle die sehr heimliche Umstellung des Verbraucherpreisindex diskutiert. Diese fiel ausgesprochen inflationsmindernd aus. Doch es handelt sich dabei nur um einen Teil dessen, was die Statistik in Sachen Teuerung an Kreativität aufzubieten hat.


Ein mindestens ebenso wichtiger, aber großteils ignorierter Preisindex, ist der BIP Deflator. Der BIP Deflator weist die Teuerung der Produktion aus, unterscheidet sich aber auch sonst noch in vielerlei Hinsicht vom VPI.


Ökonomisch bedeutend ist der BIP Deflator weil er, wie der Name schon sagt, den Unterschied zwischen realem und nominellem Wirtschaftswachstum definiert. Wächst die Wirtschaft nominell um 5%, liegt die Teuerung laut BIP Deflator bei 2%, dann gibt es 3% reales Wachstum, wenn wir exakte Prozentrechnung mal außen vor lassen. So weit wäre der Zusammenhang trivial.

Zur Errechnung des VPI nutzt man bekanntlich einen Warenkorb. Ein solcher fehlt dem BIP Deflator allerdings als Basis. Er ergibt sich vielmehr dadurch, dass man nominelles durch reales BIP dividiert. Die Teuerung wird in diesem Fall also nicht direkt ermittelt, sondern ist Folge der Einschätzung der jeweiligen realen bzw. nominellen Wachstumsraten durch die Statistik. Und in dieser Frage wird viel geschätzt.


Ein weiterer Unterschied zwischen VPI und BIP Deflator besteht im abzudeckenden Umfang. Während der VPI nur Konsumgüter umfasst, soll der BIP Deflator die gesamte inländische Produktion, also etwa auch Investitionsgüter oder den öffentlichen Bereich enthalten. Am Beispiel Ölpreis lässt sich dieser Unterschied gut verdeutlichen.


Steigt der Ölpreis, so schlägt sich das in den Verbraucherpreisen nieder. Da aber Öl, bis auf einen geringen Anteil, nicht im Inland produziert (sprich gefördert) wird, ergibt sich daraus kaum Einfluss auf den BIP Deflator. Das gilt übrigens auch für Güter und Dienstleistungen in die Rohöl als Vorprodukt einfließt.


Trotz all dieser Abgrenzungsfragen, und diese könnte man erheblich vertiefen, sollten VPI und BIP Deflator langfristig weitestgehend die gleiche Teuerung ausweisen. Die Preisentwicklung bei Investitionsgütern wird sich nicht grundsätzlich von jener von Konsumgütern unterscheiden. Die Lohnkosten im öffentlichen Sektor sind nicht völlig losgelöst von den privaten Wirtschaftsbereichen, auch wenn man das manchmal glauben möchte. Und Ölpreisschocks bewirken zwar kurzfristig ein Auseinanderlaufen der beiden Preisindizes, aber auch das gleicht sich langfristig wieder aus.


Lange Zeit war es denn auch so. Es gab zum Teil erhebliche Schwankungen (eben aufgrund des Ölpreises) in den jeweiligen Inflationsraten, grosso modo verliefen beide Indizes aber mehr oder minder parallel. Doch dann kam die Boskin Kommission.


Boskin Kommission? Mitte der 90er Jahre wurde unter dem Vorsitz des Wirtschaftsprofessors Michael Boskin in den USA eine Kommission ins Leben gerufen, die das deklarierte Ziel hatte die Inflation zu bekämpfen.
Das sollte freilich nicht durch eine konservative Geldpolitik, oder durch niedrige Lohnabschlüsse geschehen, sondern durch eine Revision der „Preismessung“. Wobei zu bedenken ist, dass es sich hierbei um eine politische Initiative handelte und die Ökonomen in dieser Kommission das „wissenschaftliche“ Alibi liefern sollten.


Man fand wenig überraschend heraus, dass die herkömmliche Inflationsberechnung die Teuerung um 1,3% zu hoch ausweisen würde. Diverse Sozialleistungen die sich an der Teuerung orientierten, Renten, Pensionen usw., würden daher viel zu großzügig bemessen. Der Staat, aber auch private Pensionsversicherer, würden dadurch enorm geschädigt. Es wäre von daher dringend notwendig die Inflationsbestimmung auf neue Beine zu stellen.


Ähnlich wie beim Klimawandel waren damit die Würfel gefallen, lange bevor eine öffentliche oder zumindest wissenschaftliche Diskussion zum Thema stattfinden durfte. Man wird vermuten dürfen, dass der politische Willensbildungsprozess bereits einige Zeit vor diesen „Ergebnissen“ abgeschlossen war. Jedenfalls wurden umgehend Reformen umgesetzt, erst in den USA, und bald danach in Europa.


Einer der Reformansätze bestand in der sogenannten Hedonisierung. Damit ist die qualitative Bewertung eines Produkts gemeint. Wenn etwa eine 1.000 GB große Festplatte 80 Euro kostet, und man zwei Jahre später für den gleichen Preis 2.000 GB bekommt, dann hätte sich der Preis halbiert. Diese Herangehensweise führt dazu, dass der technische Fortschritt im Bereich der Mikroelektronik die Inflationsrate bedeutend senkt.


An sich wäre zu hinterfragen, ob ein doppelt so leistungsfähiger Computer und auch doppelt so „reich“ macht, bzw. mit doppeltem Nutzen verbunden ist. Wenn diese Ressourcen darauf verwendet werden müssen immer aufgeblähtere Software zu unterstützen, das Nutzungsverhalten sich aber kaum ändert, dann wird man das entschieden verneinen müssen.


Unabhängig von dieser Frage sickert aber die nunmehr enorme Deflation im Bereich Mikroelektronik (locker mal -30% pro Jahr) in die allgemeine Inflationsrate ein. Selbst wenn diese Güterklasse nur mit 3% gewichtet sein sollte, ergäbe sich daraus ein Deflationsbeitrag von 3% x 30% = 0,9%. p.a.


Über längere Zeiträume kann das zu erheblichen und sinnwidrigen Verzerrungen führen, der Effekt summiert sich. Auch wenn diese Güterklassen nie einen höheren Anteil als 3% an der Wirtschaftsleistung hatten, können sie innerhalb von zwei Jahrzehnten über den Preismechanismus Wirtschaftsleistung und Wohlstand locker um 15-20% erhöhen, und damit dominanten Charakter erlangen.


Es dürften politische Überlegungen gewesen sein, die dazu führten, dass sich die neuen Tricks zunächst primär im BIP Deflator niederschlugen. Dieser steht kaum im Fokus der Öffentlichkeit, allfällige Ungereimtheiten sollten von daher nicht weiter auffallen. Und anders als der VPI, dessen Inflationsraten in Stein gemeißelt sind und im Nachhinein nicht mehr geändert werden, revidiert man den BIP Deflator auch noch nach zwei Jahrzehnten.


Exemplarisch seien die Auswirkungen im Zeitraum 91-97 gezeigt:


Laut VPI betrug die Teuerung in diesem Zeitraum 17,1%, lag also nahezu gleich auf mit jenem Wert den der BIP Deflator noch in den Statistiken des Jahres 2000 auswies. In den Jahren darauf lies man mehr und mehr die neuen Ansätze einfließen und revidierte die Teuerung rückwirkend. Nach den aktuellen Angaben hätte diese nur mehr 11,61% betragen, wäre also um 5,5% (=0,9% p.a.) geringer gelegen als die Teuerung laut VPI. Im Gegenzug wurden die Angaben zum nominellen Wachstum „entlastet“, und zugleich mehr reales Wachstum behauptet.


Natürlich gelten die neuen Regeln auch für die Jahre danach. Jahr für Jahr fällt dadurch das Wirtschaftswachstum um ca. 0,9% höher aus.
Angesichts eines tendenziellen Nullwachstums ist das ein wahrer Segen, zumindest für die Regierung. Denn niemand sonst hat was davon.


Den Bürger für blöd zu verkaufen ist eine Übung die konsequent umgesetzt sein will.
Was liegt daher näher als per staatlichem Rundfunk noch eins drauf zu setzen? Unter der Überschrift „die rechnerischen Tricks der USA“ wird also mit dem nackten Finger nach Übersee gezeigt und zugleich behauptet, dass man sich hierzulande vehement gegen solche Tricks wehren würde. In Anbetracht der Realität handelt es sich dabei freilich um pure Propaganda.


Dabei hängt die Sache ohnehin völlig in der Luft. Wie gesagt, soll der BIP Deflator die Teuerung der Produktion, nicht der Konsumation darstellen. Mit der laufenden Verbilligung von Elektronikartikeln hat die österreichische Wirtschaft aber wenig zu tun, wir importieren das meiste davon. Wenn in Fernost unter US-amerikanischer Anleitung effizientere Mikrochips produziert werden, dann sind wir bestenfalls Zuschauer.


Seit 1991 lag nun die Teuerung des VPI um 11% höher als jene des BIP Deflators. Schon allein von daher wird sichtbar, woher ein Großteil des Wirtschaftswachstums der letzten zwei Jahrzehnte kam. Das sollte man auch bedenken, wenn man wieder darüber gejubelt wird, wie sehr wir von EU Beitritt, Euro und den neuen Märkten in Osteuropa profitiert hätten.


Natürlich findet sich hierin auch eine Teilerklärung für die Frage, wieso die Reallöhne sich vom Wirtschaftswachstum entkoppelt haben. Dabei handelt es sich schlicht um ein statistisches Artefakt aufgrund der Verwendung unterschiedlicher Preisindizes.


Immerhin haben sich beide Preisindizes in den letzten Jahren wieder angenähert. Zwischen 2005 und 2012 lag der gesamte Unterschied nur mehr bei 1,1%. Es sieht also ganz so aus, als ob die schlimmsten Auswüchse überstanden seien.


Leider aber sieht es nur so aus. Wie wir unter dem Titel „die Neuerung der Teuerung“ schon gezeigt haben, hat man ab 2005 einfach zusätzlich noch am VPI gedreht.
So haben wir nicht nur fiktives Wirtschaftswachstum, sondern ebenso fiktives Reallohnwachstum.


Doch das ist in jeder Hinsicht noch lange nicht alles. Man hat viel mehr als das getan, und wird auch noch mehr tun. Schon steht eine neue Revision der VGR Daten an, die das BIP wiederum kräftig erhöhen soll. Zwar werden nahezu zeitlich auch mehr Staatsschulden eingerechnet, doch andere Relativzahlen, wie die Neuverschuldung oder Abgabenquote,
werden davon erheblich profitieren. Und mit Sicherheit werden sich diverse Politiker nicht zu blöd dafür sein, die erfolgreiche Senkung der Abgabenquote auf ihre Fahnen zu schreiben.


Hier liegt wohl überhaupt ein Problem welches in letzter Konsequenz unsere Welt auf den Kopf zu stellen droht. Es handelt sich ja nur um Zahlen die nur wenigen bekannt sind, über die kaum gesprochen wird, und die sich einem emotionalen Zugang leicht entziehen. Tatsächlich aber stellen sie das Fundament unserer Republik dar. Wir sind die Insel der Seeligen, wir glauben uns ginge es im Vergleich mit anderen immer noch besser. Diese Ansprüche basieren jedoch auf nichts anderem als solchen nackten Zahlen. Sie werden von der Politik ganz bewusst dazu eingesetzt die Öffentlichkeit zu kalmieren.


Um es mit Bill Clinton zu halten: „It’s the economy, stupid“. Erfolg oder Misserfolg in Wirtschaftsangelegenheiten entscheidet seit jeher über das Schicksal von Regierungen. Wenn nun die Regierung ihrerseits öffentliche Institutionen, die ihr eigentlich ein objektives Zeugnis ausstellen sollten, dazu missbraucht das Volk (Anm.: und deren Meinung) zu manipulieren, dann überschreitet die Demokratie (Anm. Regierung!) eine feine Linie Richtung Autokratie.

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Aus dem per ÖVP-Amtsmissbräuche offenkundig verfassungswidrig agrar-ausgeraubten Tirolvom friedlichen Widerstand, Klaus Schreiner

Be part of the solution. Don´t be part of the problem! Sei dabei! Gemeinsam sind wir stark und verändern unsere Welt! Wir sind die 99 %!

Wenn man den Inhalt aufnimmt und wirtschaftlich versteht, wird man bestätigt, dass wir schon lange getäuscht (verarscht) werden.

Ein Gedanke zu „Den Bürger für blöd zu verkaufen ist eine Übung die konsequent umgesetzt sein will. Die Ursachen warum die Reallöhne über zwei Jahrzehnte nicht stiegen! Teil II von III! Staatspropaganda

  1. Kay-Uwe Dannenberg

    Bei der Suche nach der Ermittlung des BIP-Deflators habe ich sehr viel Zeit verschwendet, da sämtliche Quellen gebetsmühlenartig die Berechnung des BIP-Deflators als Quotienten aus nominalem und realem BIP bestimmen. Das setzt aber voraus, dass das reale BIP schon bekannt ist. Mich erinnert das an die Frage was zuerst da ist. Das Ei oder das Huhn.
    Der gesunde Menschenverstand sagt doch, dass unmöglich alle Preise und Mengen eines Landes erfasst werden können, die das BIP ausmachen. Auch hier MUSS die Statistik sich auf bestimmte Artikel beschränken. Also auch hier wie beim VPI auf einen Warenkorb zurückgreifen. Nun lese ich hier:“Die Teuerung wird in diesem Fall also nicht direkt ermittelt, sondern ist Folge der Einschätzung der jeweiligen realen bzw. nominellen Wachstumsraten durch die Statistik. Und in dieser Frage wird viel geschätzt. „. Ich möchte sagen, dass dies ein Mosaiksteinchen ist, das ich die ganze Zeit suche. Leider aber erklärt dieser Satz noch nicht, wie die Statistik die realen Wachstumsraten „schätzt“. Sollte ich fündig werden, werde ich mich melden.

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