Finanzmarkt- und Konzernmacht-Zeitalter der Plutokratie unterstützt von der Mediakratie in den Lobbykraturen der Geld-regiert-Regierungen in Europa, Innsbruck, 2014-04-30
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10:15 von Astrid Schuch
Thomas Bachheimer: „Wer Steuern zahlt, ist Teilnehmer an einer illegalen Aktion“
Thomas Bachheimer: „Die Menschen glauben, dass sich die Medien vom Volk und von der Wahrheit entfernt haben“ / Bild: WB/Foltin
Interview. Thomas Bachheimer, Europapräsident des Goldstandard Instituts, spricht über das Märchen Deflation, die bemerkenswerten Handlungen der Staaten, die Mitschuld der Bevölkerung an dieser Form der Politik und sieht in der einseitigen Berichterstattung der Medien zur Ukraine-Krise und dem Hypo-Skandal Auslöser, die das Volksbewusstsein kippen werden.
WirtschaftsBlatt: Herr Bachheimer, die Ukraine-Krise hat die Menschen massiv verunsichert. Die Investoren ziehen Mittel aus Russland ab, die Börsen geraten unter Druck. Wie ist Ihre Einschätzung der Lage?
Thomas Bachheimer: Was auf politischer Ebene passiert, ist reiner Irrsinn – ich glaube, dass die Krise in der Ukraine eine Kunstkrise ist und ein wenig auch mit Europas Einigung zu tun hat. In den letzten 250 Jahren sind weite Teile Europas dreimal zwangsvereinigt worden. Der erste Versuch von Napoleon endete in einem Krieg mit Russland. Dann wollte Hitler den Kontinent unter seiner Führung zwangsvereinigen – die Folge war ein Krieg mit Russland. Und jetzt läuft das Ganze unter amerikanischer oder Brüsseler Ägide, das lässt sich heutzutage doch kaum mehr trennen – es läuft jedenfalls wieder auf einen Krieg mit Russland hinaus – auch wenn ich hoffe, dass die Vernunft siegen wird.
Die Medien wurden in den letzten Wochen teils massiv für die Berichterstattung kritisiert. Wie ist Ihre Wahrnehmung dazu?
Bachheimer: Es wird sehr einseitig über die Ursachen für die Situation oder auch darüber, was völkerrechtlich ok ist und was nicht, berichtet. Wer Gesetzesbrecher ist, sieht völkerrechtlich ganz anders aus, als es die Medien darstellen. Ein Jurist bestätigte mir, dass die Geschehnisse in der Ost-Ukraine oder auf der Krim eher mit dem Völkerrecht konform gehen, als das, was im Westen des Landes passiert. Was uns von den Medien an Fakten präsentiert wird, ist einfach unwahr. Diese Wahrheitsverfälschung durch staatlich kontrollierte Medien ist für mich ein typischer Mosaikstein im Zerfall unserer Gesellschaft.
Teilen Ihre Leser, also jene von hartgeld.com, diese Meinung?
Bachheimer: Die Menschen sind verunsichert, woraus letztlich auch die Zustimmung zu kritischen Medien wie hartgeld.com resultiert. Meiner Einschätzung nach glauben die Menschen zunehmend, dass regierungsgesteuerte Medien sich in der Berichterstattung von der Wahrheit entfernt haben. Auch das Verschwinden der MH370 hat unsere Leser beunruhigt. Wir erhalten dazu alle möglichen Theorien. Die Menschen können nicht glauben, dass ein Flugzeug einfach so verschwindet.
Also erfüllt der Journalismus seine Aufgabe nicht?
Bachheimer: Wie Orwell schon so treffend formulierte, ist es Aufgabe des Journalismus, Meldungen zu drucken, von denen andere nicht wollen, dass sie gedruckt werden. Alles andere ist Public Relations.
Apropos Berichterstattung: Griechenland hat mit einer Anleihe erfolgreich das Markt-Comeback geschafft – die Euphorie darüber war in Politik, Wirtschaft und auch in den Medien nicht zu überlesen. Zurecht?
Bachheimer: Wir erfuhren über die Medien, Griechenland sei volkswirtschaftlich gesehen zurück. Das ist schlichtweg eine Lüge. Im Nachhinein haben die österreichischen Medien das ein wenig in Richtung Wahrheit relativiert. Die aktuelle Griechen-Bond-Platzierung war jedenfalls ein Super-Schmäh, eigentlich ein Betrug.
In welcher Beziehung? Die Nachfrage war doch nachweislich da.
Bachheimer: Und wer bekommt diese Bonds? Der normale Bürger kann sie nicht kaufen.
Der normale Bürger kann die Anleihen durchaus kaufen, schließlich sind sie börsenotiert.
Bachheimer: Haben Sie’s probiert, kommen Durchschnittsbürger bei der Zuteilung zum Zug?
Ich hab’s nicht probiert.
Bachheimer: Kennen Sie jemanden, der die Griechenland-Anleihen zeichnen wollte und sie bekommen hat?
Nein, aber ich kenne auch niemanden, der sie überhaupt zeichnen wollte.
Bachheimer: Ich kenne viele. Es sind die üblichen Verdächtigen: George Soros und Konsorten zeichneten wie die Bösen. Weil sie genau wissen, was passiert.
Angesichts des Niedrigzinsniveaus werden die fünf Prozent Rendite halt gelockt haben. Das ist doch verständlich.
Bachheimer: Zudem können sie das Geld nicht verlieren, weil wir alle und vor allem Deutschland dafür bürgen müssen. Deshalb sind die Banken etc. bei dieser Aktion auch wieder ganz vorne dabei. Und da man alte Freundschaften pflegt, war natürlich eine Bank führend bei der ganzen Geschichte – Goldman Sachs. Diese Verrichter von Gottes Werk, wie Lloyd Blankfein sagte, kennen wir schon als Bilanzfälscher, die dafür sorgten, dass Griechenland überhaupt der Eurozone beitreten konnte. Jetzt waren sie wieder führend unter den Konsortialbanken und haben natürlich auch ihre Partner gefunden, sodass die Nachfrage in Kürze 17,5 Milliarden Euro erreicht hat.
Das war in der Tat weit mehr als geplant. Aber Konsortialbank für eine Bond-Platzierung zu sein, ist doch kein Verbrechen.
Bachheimer: Nein, natürlich nicht. Interessant ist nur, wie Banken, Politik und Medien an einem Strang gezogen haben. Innerhalb von 24 Stunden wurde uns glaubhaft gemacht, dass Griechenland jetzt der Exportweltmeister sei. In Wirklichkeit ist nichts passiert. Griechenland hat noch immer eine Verschuldung von 180 Prozent des BIP und das BIP ist um 25 Prozent geringer als vor der Krise. In Griechenland sinkt alles – außer den Arbeitslosenzahlen. Wirklich alarmierend ist, dass die Investitionsgüter-Importe ins Bodenlose gefallen sind. Griechenland baut nichts auf. Der Kapitalstock schmilzt rapide. Woher will Griechenland denn die Einnahmen nehmen, um die Schulden aus einer Anleihe zu tilgen? Die wirtschaftlichen Daten widersprechen eindeutig der Mediendarstellung.
Wobei Griechenland in den Medien kaum noch Thema ist – außer an diesem Tag der Bond-Platzierung.
Bachheimer: Ja, aktuell nicht. Jedenfalls glaube ich, dass die Banken, Fonds und Großspekulanten nach garantierten Zinsen und Dummen, die diese bezahlen, gesucht haben. Die in den Bankbüchern versteckten Lasten hat man auf die EU-Bürger abgewälzt. Das hat man damals gemacht und macht es jetzt offensichtlich wieder. Das ist Risikosozialisierung 2.0. Die Zinsen werden auf null gedrückt. Die Griechen können sich zu gleichen Konditionen verschulden wie vor der Krise. Wie hoch wären auf einem freien Markt die Zinsen für das Land? Außerdem werden die Kredite auf ewig gestundet und nie zurückgezahlt – tragen kann das der EU-Bürger. Man glaubt, man nimmt dem deutschen Steuerzahler Vermögen weg, ohne Schaden für Deutschland, aber mit Nutzen für Griechenland. Das hat noch nie funktioniert und wird es auch diesmal nicht.
Was meinen Sie mit Risikosozialisierung 2.0 – warum werden die Menschen wieder belastet?
Bachheimer: Bei der griechischen Bond-Platzierung geht es darum, dass irgendjemand sichere Veranlagungsmöglichkeiten braucht. Sicherheit gibt es in Europa aber derzeit nicht. Also wird Sicherheit vorgegaukelt und für den Fall des Zahlungsausfalls haftet ganz Europa für diese Griechenland-Bonds. Das ist ungefähr so, als würden wir zwei uns einen Deal ausmachen und die Hausgemeinschaft nebenan setzen wir als Bürgen ein, ohne sie zu fragen. Und genauso werden die deutschen und österreichischen Steuerzahler nicht gefragt. Die Staaten, die Banken und die nicht gewählten Strukturen wie IWF und EZB setzen illegale Handlungen – wie Vermögenstransfers siehe ESM, Bondkäufe und so weiter bis zur Bond-Platzierung von Griechenland – im Namen, aber ohne Zustimmung, der Bevölkerung. Insofern mache ich mich als Bürger dieses Staates und der EU mitschuldig – und werde noch nicht einmal gefragt. Der Staat und die EU beleidigen unser Demokratieverständnis und unsere Intelligenz. Es kommt zu einer illegalen Aktion nach der anderen, die auch nicht dadurch legitimiert werden, dass man im Nachhinein Gesetze drum herum zurechtschraubt. Ich frage mich, wie lange die Bürger das mittragen und wann sie diese Sümpfe trockenlegen.
Wie sollen die Bürger diesen Sumpf trockenlegen?
Bachheimer: Indem sie ihm das Wasser entziehen. Indem ich als Steuerzahler mein Wasser einfach nicht mehr dazugebe.
Dann machen wir uns aber gelinde gesagt minimal strafbar.
Bachheimer: Das ist völlig klar. Aber viele Menschen überlegen sich das im Moment.
Solange sich die Masse nicht findet, bleibt es bloß eine Straftat – nämlich Steuerhinterziehung.
Bachheimer: Es wird sich eine kritische Masse finden müssen und ich glaube, dass sie sich in Deutschland auch finden wird. Irgendwann muss man doch einsehen, dass man bei einer illegalen Handlung nicht zusehen bzw. sich nicht mitschuldig machen kann. Irgendwann muss man damit beginnen, denn solange ich einzahle, bin ich Teilnehmer an einer illegalen Aktion. Und das, was jetzt passiert ist halt nicht legal und einer zivilisierten Gesellschaft unwürdig.
Aber im Falle der Griechenland-Bonds ist die Garantie des Steuerzahlers nicht ausgesprochen worden. Dazu kommt es womöglich nie.
Bachheimer: Sie sprechen es nicht aus, das ist völlig klar. Aber letzten Endes wissen wir genau, was passiert. Das ist eine Kopie von früher. Die Medien machen sich dabei in höchstem Maße mitschuldig, weil sie in diese Propaganda einstimmen und sagen, Griechenland ist auf dem Weg der Erholung. Das ist Griechenland nicht. Die Risikofreudigen sollen ihr Geld gerne investieren, aber nicht im Nachhinein – wie der George Soros – jammern, jetzt bailed’s mich endlich aus. Aktuell wurde Griechenland offensichtlich bei der Platzierung der neuen Anleihen von der Staatengemeinschaft geholfen. Wir haben uns also mitschuldig gemacht. Womit wir wieder beim Thema sind: Die Herrschenden orchestrieren eine große ethische Schuld und nehmen uns alle mit. Wenn A B Geld wegnimmt, um C zu helfen, macht sich A in gleichem Maße schuldig, als behielte er das Geld für sich selbst, das wusste man schon im alten Rom. Das ist aber das, was in Griechenland passiert – das ist ein veritabler Diebstahl.
Solange Griechenland die Schulden zurückzahlen kann, ist es kein Diebstahl.
Bachheimer: Die wirtschaftlichen Daten signalisieren aber, dass Griechenland in nächster Zukunft seine Schulden nicht zurückzahlen wird können. Das ist ein krummes Spiel, das muss man einsehen. All diese Geschehnisse, auch international, nehmen höchst fragwürdige Dimensionen an. Das ist einer zivilisierten Gesellschaft nicht würdig, was Politiker und teilweise auch Notenbanker in unserem Namen machen. Es ist eine der größten Vernichtungsaktionen von Staatsvermögen in der Geschichte Europas, nur um eine politische Vision zu erfüllen. Mit einem Goldstandard wäre das nicht möglich, weil wir die Schulden nicht so beliebig erweitern könnten.
Trotz aller Kritik zeigt der Anleihenmarkt die Entspannung in der Eurozone. Die Renditen der Euro-Peripherie sind gerade in den letzten Monaten deutlich zurückgegangen. Irgendetwas müssen die Notenbanken richtig gemacht haben – vor einem Jahr sah das noch anders aus.
Bachheimer: Das geschieht, weil alle großen Notenbanken die Referenzzinsen hinuntersetzen. Jeder Investor freut sich heutzutage über Renditen von vier Prozent, die de facto auch noch garantiert sind – von EZB-Chef Mario Draghi und auch von Fed-Chefin Janet Yellen. Das ist doch auch logisch – man hat keine andere Möglichkeit zu investieren. Man weiß, dass diese EZB-Garantie beim internationalen Finanzsystem gut ankommt. In Griechenland ist es nichts anderes als eine Stärkung des Euro-Systems. Stützmauern werden eingezogen, Geld wird veranlagt. Aber dieses Geld dient nicht dem griechischen Volk und es dient auch nicht dem europäischen. Es dient einzig und allein einer europäischen Version, dieser Zwangswährung, die uns übergestülpt wurde. Wenn Sie mich im Jänner gefragt hätten, ob Griechenland derart erfolgreich eine Anleihe platzieren wird können, hätte ich es nicht für möglich gehalten. Ich hätte nicht vermutet, dass man dieses Spiel noch einmal abziehen kann.
Aber nach Ihrer Theorie sind wir alle selbst schuld…
Bachheimer: Wir tragen Mitschuld, die meisten wissen es aber nicht oder sind sich dessen nicht bewusst. Wenn Griechenland 17,5 Milliarden Euro Kapital aufnimmt, dann sind das umgelegt auf die arbeitende Bevölkerung der zahlenden Nationen, die nicht vom Staat direkt oder indirekt abhängig sind, wieder 800 Euro pro Steuerzahler. Man kann Wohlstand nicht schaffen, indem man dem einen etwas wegnimmt und es dem anderen gibt. So schaffe ich weder Wohlstand, noch ist es sozial. Es ist nicht sozial, wenn Herr Faymann und Herr Spindelegger mir etwas wegnehmen und es einem Dritten geben, ohne mich zu fragen. Wir leben in einer Zeit, in der nicht produzierende Gruppen den Produzierenden sagen, was sie produzieren sollen, wie und unter welchen Bedingungen. Unsere Minister haben nie in der freien Wirtschaft gearbeitet. Trotzdem sagen sie uns, was wir nach Griechenland überweisen sollen.
Sie sind ja nichtsdestotrotz von uns gewählt worden. Wir können nicht alle nach Griechenland gehen und ihnen sagen, wie sie aus der Krise kommen sollen – dafür gibt’s dann die Volksvertreter.
Bachheimer: Dass die jetzige Regierung gewählt wurde, ist das Ergebnis kollektiver Korruption. Die Staatsquote hat sich seit meiner Geburt um 50 Prozent gesteigert und mittlerweile arbeitet jeder zweite irgendwie im Staatsdienst oder in staatsnahen Betrieben. Was das betrifft, sind wir nur mehr ein paar Grad von Nordkorea weg.
Das ist ein klassisches Henne-Ei-Problem, oder nicht? Wer war zuerst da – der korrupte Bürger oder der korrupte Politiker? Stichwort: Schwarzarbeit.
Bachheimer: Ich meine, jeder schaffende Bürger ist bereit, einen Beitrag für Benachteiligte zu leisten. Der Bürger kommt nicht als Steuerhinterzieher auf die Welt, aber irgendwann geht es an die Grenze des Erträglichen. Der Staat frisst jedes Jahr mehr – über Steuern, Lohnnebenkosten, Inflation, Gebühren und und und. Der Staat und die EU produzieren nichts außer neue Staatsbedienstete. Beispiel: Kroatien. Kroatien tritt der EU bei und hat damit ein Anrecht auf ca. 200 Beamte in Brüssel. Aber wir wissen nicht, was diese 200 Beamten Sinnvolles in Brüssel tun sollen. Die Protagonisten glauben wirklich, dass sie ein moralisches Anrecht auf 50 Prozent unserer Arbeitsleistung hätten.
Es gibt aber auch Gegenleistungen dafür, Sozialleistungen, Straßen, Wohnungen, usw. Ich kann doch als Bürger nicht erwarten, dass ich das gratis zur Verfügung gestellt bekomme.
Bachheimer: Natürlich nicht. Die Frage ist aber, ob rund 50 Prozent Abgaben ein Modell sind, das noch ok ist. Der Überbau verschlingt das Geld – im Staatsapparat arbeiten immer mehr Menschen und er generiert immer mehr Abhängige.
Eine andere Frage: Hegen Sie Sympathien für einen gewissen Herrn Ehrenhauser?
Bachheimer: Er agiert sehr plakativ, aber was er gesagt hat, ist vernünftig. Die Regierung hat in erstaunlicher Manier ihre Kompetenzen, nicht nur in puncto Hypo Alpe Adria, überschritten und zwingt die Menschen, bei diesen Machenschaften mitzumachen – durch Steuerleistung. Doch die Menschen in Europa haben genug davon. Da braucht man sich nur die Montagsdemos in Berlin anzuschauen (die sogenannten Mahnwachen, Anm.). Die Leute denken intensiver über die Befugnisse von Regierungen nach. Und die Trigger-Events werden immer mehr: in Deutschland ist’s die Medienberichterstattung zur Ukraine, in Österreich ist es die Hypo etc.
Warum sollten die Menschen gerade jetzt aufstehen, um Ehrenhauser zu zitieren? Seit Jahren raunzen wir doch schon über die Hypo.
Bachheimer: Durch die Ukraine haben wir erkannt, dass uns die großen europäischen Medien offen anlügen. Die Menschen beginnen, die Propaganda-Maschinerie zu durchschauen, aber sie wollen definitiv keinen Krieg. Die Russen wollen keinen Krieg mit uns und wir wollen keinen mit den Russen. Aber es gibt einige politische Führer, die unbedingt etwas heraufbeschwören wollen. Das spüren die Leute – unsere Leser sind massiv verunsichert und beginnen, sich zu wehren. 2011 hätte es nicht passieren können, dass in Wagrain ein Trafikant sagt, ich gehe in den Steuerstreik. Aber heute passiert es. Heute ist es einer, nächste Woche vielleicht 18 und in einem Jahr vielleicht 180.000. Es ist die derzeitige Kumulation von Ereignissen, die das Volksbewusstsein kippen wird. Zum Glück ist die Menschheit gereift, niemand will Unruhen. Die Menschen wollen konstruktive Veränderung.
Wie wird es jetzt weitergehen, damit sich letztlich was verändert?
Bachheimer: Ich glaube, dass es sehr schnell gehen wird. Die Regierungen werden zugeben müssen, dass sie gescheitert sind. Sie werden andere Wege einschlagen müssen.
Das glauben Sie nicht wirklich, oder?
Bachheimer: Das kommt schon. In Wirklichkeit müssen nicht viele Dinge verändert werden. Zuerst brauchen wir eine Währung, die nicht beliebig vermehrbar ist und so den ökonomischen statt den politischen Interessen dient. Das Goldstandard-Institut bietet hier seine Hilfe an. Herr Nowotny kann sich gerne mit unseren Experten aus aller Welt zusammensetzen und über die Gestaltung eines für alle hilfreichen Währungssystems reden. Die Folge wäre, dass Menschen, die Dinge versprechen, welche nur durch eine Ausweitung der Schulden zu erreichen sind, nicht mehr gewählt würden. Es würden Menschen gewählt, die mit der budgetären Staatsfinanzierung haushalten können. Als nächsten Schritt brauchen wir Gesetze, die dem Volk und nicht den Politikern dienen. Der derzeit diskutierte Hypo-U-Ausschuss ist eine Farce, denn er müsste vom Volk bestimmt wird. Mein Vorschlag wäre, dass sich jeder Österreicher für den U-Ausschuss bewerben kann, unter Angabe von Gründen, die sie oder ihn dazu befähigen. Das wird die Politik aber nicht zulassen, weil sie Dreck am Stecken haben.
Jetzt fehlt nur noch die bereits angesprochene kritische Masse…
Bachheimer: Es braucht eine gewisse Unzufriedenheit. Die gibt es schon und sie wächst stetig. Es gibt unzufriedene Menschen, die etwas verändern wollen. Vielleicht gehört Ehrenhauser dazu – ähnlich wie Nigel Farage, der die EU regelmäßig demontiert.
Wollen Sie an Ort und Stelle einen Aufruf zum kollektiven Steuer hinterziehen machen?
Bachheimer: : Ich möchte nicht zu illegalen Handlungen aufrufen. Wir haben einen Bund der Steuerzahler, von dem erstaunlich wenig zu hören ist. Die Banken haben eine Lobby, die recht stark ist. Die Pharmabranche hat eine Autoindustrie, alle haben eine starke Lobby. Aber jene, die die Party finanzieren, die Steuerzahler, sind ziemlich machtlos. Das ist wie bei der EZB: Deutschland hat ein Stimmrecht wie Malta und demnächst gibt es das Rotationsprinzip, wo es Quartale geben wird, wo Deutschland nicht dabei ist. Was glauben Sie, was da beschlossen wird? Der Zahler wird nicht gefragt.
Kein Wunder, dass immer weniger Leute wählen gehen.
Bachheimer: Wie auch der Staat selbst haben die Parteien ein Interesse, den Fortbestand zu sichern, indem sie sich in die Mitte begeben. Das führt letzten Endes auch zur Orientierungslosigkeit der Wähler. Normalerweise müssten die Wahlen in Österreich sofort annulliert werden, weil die Menschen nicht einmal in Ansätzen über den wahren Zustand der Republik informiert wurden. In Sachen Hypo eine Vortäuschung falscher Tatsachen.
Welchen Unterschied würde das machen?
Bachheimer: Das aktuelle Parteien-System hat sich festgefahren, die Parteien sind nicht wirklich zu unterscheiden. Die Politik vertritt ihre eigenen Interessen und nicht jene der Bürger. Die Politiker, die wir jetzt haben, sind außerdem dem Planwahnsinn verfallen, können aber nicht wirklich planen. Das sieht man an der Regulierungswut im Bankenbereich. Wir haben das zweite Quartal 2014 – das ist das erste Mal, dass mir auch Banken leid tun. Man muss weniger regulieren, aber sterben lassen, was des Todes ist.
In Anlehnung an Ayn Rand möchte ich Ihren Lesern folgende Überlegungen ans Herz legen: „Wenn du merkst, dass ein Handel nicht durch Zustimmung sondern durch Zwang zustande kommt; wenn du erkennen musst, dass du, um zu produzieren, eine Erlaubnis von Menschen bekommen musst, die nichts produzieren; wenn Du siehst, dass Geld zu denen fließt, die nicht mit Waren handeln, sondern diese nur für sich ausnutzen; wenn du feststellst, dass manche Menschen durch Gaunereien und bezogene Vergünstigungen viel reicher werden als durch ehrliche Arbeit und deine Gesetze dich nicht vor ihren Machenschaften schützen, die Gesetze sie aber vor dir schützen; wenn du siehst, dass Korruption belohnt wird und Ehrlichkeit nur zu Selbstaufopferung führt, dann merkst du vielleicht, dass deine Gesellschaft zum Scheitern verurteilt ist.“
Ich glaube jedenfalls, dass wir im Jahre 2025 Politiker haben werden, die wir heute noch nicht kennen. Es könnte in Zukunft zum Beispiel Fachgruppen oder Interessenvertreter der Bürger geben, die die Regierung bilden werden.
Die EZB warnt vor Deflationsgefahren. Sehen Sie ebenfalls ein Deflationsrisiko?
Bachheimer: Ökonomen werden eingekauft, um die Deflationssau durchs Dorf zu treiben. Doch jeder spürt beim Einkaufen, dass derselbe Warenkorb immer teurer wird. Trotzdem hören wir ständig von der Deflationsbedrohung. Ein Ökonom, der die Realität beschreibt, wird gar nicht mehr publiziert. Ökonomen werden zu Propagandazwecken missbraucht. Hayek hat schon gesagt, hüte dich vor Ökonomen, die nur das sind. Überall ächzen und stöhnen die Menschen, dass sie mit ihren Gehältern nicht mehr über die Runden kommen. Und die Ökonomen warnen vor den Deflationsgefahren. Das ist lächerlich. Irgendwann werden die Menschen realisieren, dass das nichts anderes als Propaganda ist.
Warum wird die Deflationsangst verbreitet?
Bachheimer: Ich glaube, dass die Regierungen nur mehr mit der Tiefzinspolitik weiterwurschteln können, weil sie sonst ihre Schulden nicht mehr bedienen könnten. Tiefzinspolitik hat eine Geldmengenaufblähung zur Folge. Der Geldzuwachs ist höher als der Güterzuwachs, daher werden die Güter teurer. Die inflationistischen Maßnahmen müssen weitergeführt werden, wozu man den Menschen weismachen muss, dass man eine Deflationsgefahr abwendet. Dabei wird bewusst ignoriert, dass man der Krise mit ihrer Ursache zu Leibe rückt und die Politik zu reparieren versucht, was sie verursacht hat.
Letzte Frage: Die Unsicherheit ist groß, der Goldpreis hat enttäuschend performed. Woran liegt’s?
Bachheimer: Es gibt eindeutige Beweise für Goldpreismanipulation, darüber berichteten schon alle großen Wirtschaftsredaktionen, weltweit. Denn der Goldpreis ist DAS Zeugnis für die Performance der Finanzminister und Notenbanken. Je höher er ist, desto schlechter wurde gewirtschaftet. Der physische Markt funktioniert jedenfalls ausgezeichnet: jedes Mal, wenn der Goldpreis fällt, steigt die Nachfrage. Auch Notenbanken sind seit ja Jahren Nettokäufer.
Das Positive aus dem Gespräch: Immerhin gibt’s keine Deflationsgefahr.
Bachheimer: Und à la longue werden wieder die Menschen das Ruder in die Hand nehmen.
Zur Person: Thomas Bachheimer ist Europapräsident des Goldstandard Instituts und für das alternative Medium „www.hartgeld.com“ tätig. In diesen Positionen hat er sich der Aufgabe verschrieben, die „Währungsbenutzer“ – sprich Endverbraucher wie auch Wirtschaftstreibende – über die Vorteile von nicht-politischen, gedeckten Währungen zu informieren und die Etablierung eines neuen Denkens im Währungsbereich voranzutreiben.
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Aus dem per ÖVP-Amtsmissbräuche offenkundig verfassungswidrig agrar-ausgeraubten Tirol, vom friedlichen Widerstand, Klaus Schreiner
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