TT – Jean Ziegler: „Papst sollte die Reichtümer der Kirche den Armen geben“

★★★ Widerstandsberichterstattung über die herrschenden, demokratischen Um- bzw. Zustände ★★★

Finanzmarkt- und Konzernmacht-Zeitalter der Plutokratie unterstützt von der Mediakratie in den Lobbykraturen der Geld-regiert-Regierungen in Europa, Innsbruck am 04.05.2015

Liebe® Blogleser_in,

Bewusstheit, Liebe und Friede sei mit uns allen und ein gesundes sinnerfülltes Leben wünsch ich ebenfalls.

Aus dieser Quelle zur weiteren Verbreitung entnommen: https://www.tt.com/politik/9969206-91/papst-sollte-die-reicht%C3%BCmer-der-kirche-den-armen-geben.csp

GLOBALISIERUNGSKRITIKER JEAN ZIEGLER

„Papst sollte die Reichtümer der Kirche den Armen geben“

Jean Ziegler, wortgewandter Schweizer Globalisierungskritiker, ruft dazu auf, die Ungerechtigkeit der Welt nicht länger hinzunehmen.

© BertelsmannJean Ziegler ist die Scharfzüngigkeit nicht abhandengekommen. Daran konnten auch Prozesse nichts ändern, die Konzerne und Banken gegen ihn anstrengten.

Von Markus Schramek

Genf, Innsbruck – Jean Ziegler ist eine schillernde Figur und Stachel im Fleisch der Mächtigen. Der 81-jährige Schweizer hat sich als Gegner der Globalisierung einen Namen gemacht. Er prangert die Ausbeutung armer Länder durch Großkonzerne und willfährige Politiker an. Die TT hat den Vielbeschäftigten telefonisch in seiner Heimatstadt Genf erreicht. Dort sitzt er auf gepackten Koffern. Demnächst ist Ziegler wieder für die UNO in New York in Sachen Menschenrechte aktiv.

Steckbrief

Jean Ziegler, geboren 1934 in Thun in der Schweiz. Er ist Soziologe und emeritierter Professor der Universität Genf. Ziegler saß von 1987 bis 1999 für die sozialdemokratische Partei im Schweizer Nationalrat. Danach war er in Gremien der UNO aktiv. Aktuell ist der vielfache Buchautor Mitglied des Menschenrechtsrates der UNO.

Herr Ziegler, in Ihrem neuen Buch rufen Sie dazu auf, die Welt zu ändern. Überfordern Sie Ihre Leser damit nicht?

Jean Ziegler: Ich glaube nicht. Wir haben es alle in der Hand, mit den Mitteln, die uns die Verfassung einräumt, die Welt radikal zu ändern. Wir leben in einer Weltdiktatur der multinationalen Konzerne. Die 500 größten von ihnen verfügen über fast 53 Prozent aller Reichtümer, die in einem Jahr produziert werden. Das heißt, einige wenige leben auf Kosten von vielen Armen in den 122 Entwicklungsländern.

Alle fünf Sekunden verhungert statistisch ein Kind unter zehn Jahren, obwohl die Landwirtschaft heute 12 Milliarden Menschen normal ernähren könnte. Unser Planet zählt aber nur 7,3 Milliarden Bewohner. Es gibt also genug zu essen für alle. Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet. Otto Normalverbraucher wird Ihnen entgegnen: „Alles furchtbar schlimm, aber was kann ich tun?“

Ziegler: Veröffentlichte Meinung, Medien, Politiker: Sie alle reden dem Diktat eines autonomen Marktes das Wort. Fakten werden dabei ignoriert. Was wir brauchen, ist ein Aufstand des Gewissens. Denn was uns von den Opfern trennt, ist ja nur der Zufall des Geburtsortes.

Was muss sich konkret ändern, um die Welt gerechter zu machen?

Ziegler: Alle mörderischen Mechanismen sind vom Menschen gemacht und können vom Menschen durchbrochen werden. Ich bleibe bei der Ernährung. So ist der Weltmarktpreis von Mais in den letzten fünf Jahren um 31 Prozent gestiegen, von Reis um 39 Prozent, jener einer Tonne Weizen hat sich gar verdoppelt. Und warum? Weil mit Nahrungsmitteln an der Börse spekuliert wird. Börsen sind aber kein rechtsfreier Raum. Was hindert die politisch Verantwortlichen daran, gesetzliche Regelungen gegen die Spekulation mit Grundnahrungsmitteln zu beschließen?

Das heißt, Sie bauen gar nicht darauf, dass die Politik eine Änderung herbeiführt?

Ziegler: Selbst Ihr sozialdemokratischer Bundeskanzler Werner Faymann hat neulich von „Marktkräften“ gesprochen, so als ob eine unkontrollierte neoliberale Wirtschaft ein Naturgesetz darstellte, das unverrückbar sei.

Aber auch in der EU sieht es nicht besser aus. Sie betreibt Agrardumping und entsorgt ihre landwirtschaftlichen Überschüsse zu Schleuderpreisen in Afrika. Als Folge bleiben die dortigen Bauern auf ihren Produkten sitzen. Die Verlogenheit einer solchen Politik ist abgrundtief. Nötig wäre es, eine Totalentschuldung der ärmsten Länder der dritten Welt zu beschließen, damit diese Länder endlich in Schulen, Spitäler und in die Landwirtschaft investieren können. Wer soll Missstände beseitigen, wenn nicht jene, die dazu gewählt wurden?

Ziegler: Diese Aufgabe hat heute mehrheitlich die Zivilgesellschaft übernommen, also Organisationen, die von Regierungen unabhängig sind. Da gibt es „Greenpeace“ im Umweltbereich, die „Via Campesina“ als Zusammenschluss kleinbäuerlicher Betriebe oder „No Blood On My Clothes“, das gegen die Ausbeutung von Textilarbeiterinnen in Südostasien kämpft. Das sind die Kräfte, aus denen Veränderung entsteht. Sie richten sich nach keinem Parteiprogramm, sondern einzig nach dem moralischen Imperativ. Das ist schon bei Immanuel Kant nachzulesen: „Die Unmenschlichkeit, die einem anderen angetan wird, zerstört die Menschlichkeit in mir.“

Sie prangern die Geschäftspraxis namhafter Unternehmen und Banken als ausbeuterisch an. Wenn die Wirtschaft läuft, profitieren dann nicht auch breitere Schichten in Form von mehr JOBS und höheren Einkommen?

Ziegler: Dieser „trickle-down-effect“, dass also der Wohlstand der Reichen in untere Schichten durchsickert, ist ein Irrglaube. Die Ungleichheit zwischen Arm und Reich ist längst nicht mehr auf Entwicklungsländer beschränkt. Auch in Europa wird die Kluft immer breiter. Schauen Sie sich Spanien an. Dort sind 12 Prozent der Kinder schwerst permanent unternährt, weil die Regierung Rajoy die Ausspeisung in den Schulkantinen gestoppt hat. Und was sich in den Großstädten in Italien und Frankreich auf den Trottoirs in Sachen Armut abspielt, dürfte bekannt sein. Noch eine Zahl: In Europa gibt es 36,2 Millionen Menschen, die von Sockelarbeitslosigkeit betroffen sind. Wissen Sie, was unter diesem Begriff zu verstehen ist?

Nein, da muss ich leider passen.

Ziegler: Sockelarbeitslosigkeit bedeutet, dass diese Menschen nie mehr eine Arbeit haben werden. 60 Prozent der Betroffenen sind junge Menschen. Diese Perspektivenlosigkeit muss man sich einmal vorstellen!

Wird Österreich Ihrer Meinung nach eine ähnliche Entwicklung erleben, ein Auseinanderklaffen der Gesellschaft?

Ziegler: In Österreich ist es noch nicht so weit. Hier gibt es eine starke Gewerkschaftsbewegung. Außerdem ist Österreich die lebendigste Demokratie unseres Kontinentes, wenngleich die Politik auch bei Ihnen vielfach nur Erfüllungsgehilfe der multinationalen Konzerne ist.

Es ist kein Geheimnis, dass Sie politisch links der Mitte stehen, Sie waren bis 1999 Abgeordneter der sozialdemokratischen Partei im Schweizer Parlament. Würden Sie sich heute noch als Sozialdemokraten bezeichnen?

Ziegler: In der Schweiz ist die Sozialdemokratie ein lahmer Verein. Ich bin ein Kommunist, der an Gott glaubt. Ich glaube an die Auferstehung, niemals an die Kirchen. Denn im Evangelium gibt es keine Hierarchien. Das Matthäus-Evangelium ist der größte revolutionäre Text der Geschichte.

Das müssen Sie jetzt bitte erläutern.

Ziegler: Jesus sagt bei Matthäus: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen.“ Und weiter: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Besser kann man gar nicht formulieren, worum es auf der Welt geht.

Worauf gründet Ihre Ablehnung der Amtskirche?

Ziegler: Man sollte die Amtskirche ersatzlos abschaffen. Papst Franziskus ist sicher ein guter Mensch, aber ich glaube ihm kein Wort, bis er die ungeheuren Reichtümer des Vatikans mit ihren Michelangelos und Raffaels verkauft und den Milliardenerlös an die Armen der Welt weitergibt. Denn was nützt es den verhungernden Kindern, wenn am Sonntag in der Messe gesungen und gebetet wird?

Sie sind seit 19. April 81, wie lange wollen Sie Ihr Engagement gegen Auswüchse der Globalisierung noch fortführen?

Ziegler: Jeder Tag ist ein Wunder. Das erlebe ich schon seit vielen Jahrzehnten. Ich bin ja so unglaublich privilegiert. Ich kann Bücher schreiben, sie werden in mehrere Sprachen übersetzt. Durch mein Engagement im Menschenrechtsrat der UNO habe ich Zugang zu Daten und Fakten. Und ich habe meine Immunität wieder erlangt. Als ich noch Nationalrat war, ist diese aufgehoben worden. Mehrere Großbanken und Konzerne haben mich darauf hin geklagt. Ich habe neun Prozesse verloren. Dank der UNO-Immunität kann ich wieder sagen, was ich denke.

Diese Klagen vor Gericht sollen dazu geführt haben, dass Sie Prozess-Schulden von mehreren Mio. Euro haben. Ist das richtig?

Ziegler: Ja, das ist zutreffend. Aber ich bin kein Märtyrer, sondern nur ein ganz normaler Mensch, der Widerstand leistet. Der französische Schriftsteller Georges Bernanos sagt: „Gott hat keine anderen Hände als die unseren.“ Entweder wir ändern diese kannibalische Weltordnung, oder sonst tut es niemand.

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Aus dem per ÖVP-Amtsmissbräuche offenkundig verfassungswidrig agrar-ausgeraubten Tirol, vom friedlichen Widerstand, Klaus Schreiner

Don´t be part of the problem! Be part of the solution. Sei dabei! Gemeinsam sind wir stark und verändern unsere Welt! Wir sind die 99 %!

Übrigens die 51. Innsbrucker Friedensmahnwache findet am Montag den 11.05.2015 um 18:00 Uhr bei der Annasäule statt. Sei dabei! Unterstütze mit Deiner Anwesenheit die friedliche Bewegung FÜR Frieden in Europa und auf der ganzen Welt.

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