Standard: Flüchtlinge und teure Smartphones: Hetze ohne Fakten

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Finanzmarkt- und Konzernmacht-Zeitalter der Plutokratie unterstützt von der Mediakratie in den Lobbykraturen der Geld-regiert-Regierungen in Europa, Innsbruck am 11.08.2015

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Aus dieser Quelle zur weiteren Verbreitung entnommen: http://derstandard.at/2000020396192/Fluechtlinge-und-teure-Smartphones-Hetze-ohne-Fakten  

Flüchtlinge und teure Smartphones: Hetze ohne Fakten

BERICHT: FABIAN SCHMID 9. August 2015, 10:19

Fast alle Asylwerber kommen bereits mit Handys an, das hat viele Gründe

Man solle das „auffällig große“ Smartphone in der Hand des dunkelhäutigen Flüchtlings beachten, schreibt eine Facebook-Nutzerin unter ein Foto, das sie nach einem „kritischen Lokalaugenschein“ in Traiskirchen gemacht hatte. Unter dem Bild: dutzende empörte Kommentare über den vermeintlichen Reichtum der Flüchtlinge. Das Foto wird tausende Male weiterverbreitet, darunter auch von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache (der den Eintrag später wieder entfernt). Nur wenige Wochen zuvor: Der oberösterreichische Landesrat Manfred Haimbuchner (FPÖ) lässt Nutzer an einer „Bildersuche“ teilnehmen. Mit der Frage „Wer findet das neue iPhone?“ publiziert er ein Bild von Flüchtlingen in Linz.

Flüchtlinge und ihr Smartphone

In den sogenannten „asylkritischen“, sprich fremdenfeindlichen Kreisen ist das Handy zum Beweis für Reichtum und „Sozialschmarotzertum“ geworden. Der Asylwerber schlechthin lasse sich Kost und Logis vom österreichischen Steuerzahler bezahlen, habe selbst aber genug Geld für neueste Elektrogeräte, so die Botschaft. Bei den Recherchen erzählt ein A1-Mitarbeiter, der anonym bleiben will, er sei sogar schon mehrfach mit dem Gerücht konfrontiert gewesen, der Staat weise A1 an, alle Flüchtlinge bei ihrer Ankunft mit neuen Smartphones auszustatten.

Das stimmt natürlich nicht. Genauso wenig liefern Smartphones ein Indiz dafür, ob Menschen verfolgt werden und daher Anspruch auf Asyl haben. Tatsächlich ist es mit Blick auf die IT-Branche, die Strapazen der Flucht und die Gegebenheiten nach der Ankunft sogar sinnvoll, dass Flüchtlinge viel Geld für ein Smartphone ausgeben. Zahlen gibt es nicht, doch Caritas und Innenministerium bestätigen aus eigenen Erfahrungen, dass viele Flüchtlinge bereits mit einem eigenen Smartphone in Österreich ankommen.

Goldgräber in Nahost

Ein Grund dafür liegt in einer Entwicklung, die vor etwas mehr als fünf Jahren einsetzte: Der Arabische Frühling hat noch nicht begonnen, gegen Syriens Diktator Bashar al-Assad regt sich noch kein Widerstand, und die Terrormiliz „Islamischer Staat“ existiert noch nicht unter diesem Namen. Während Smartphones in Europa und den USA schon stark verbreitet sind, gelten die Geräte im Nahen Osten als Mangelware. Es wartet also ein potenziell milliardenschwerer Markt, in den Firmen nun enorm investieren.

Telekomkonzerne bauen Netzwerke für mobile Kommunikation aus, was Einwohner in dünnbesiedelten Gebieten den ersten Internetzugang verschafft. Nach den Kriegen im Irak und in Afghanistan helfen europäische, asiatische, aber vor allem US-amerikanische Firmen, die Infrastruktur wiederaufzubauen – was auch die Spione von der NSA freut, die dank ihrer engen Bande zu diesen Firmen ganze Mobilfunknetze in Krisenregionen überwachen können.

Spezialanfertigungen

Doch die Elektronikhersteller haben ein Problem: Topgeräte wie neue iPhones sind für die meisten Einwohner dieser Staaten kaum erschwinglich. Deshalb beginnen Unternehmen wie Samsung, HTC oder LG, den Markt mit modifizierten Geräten zu beackern. Sie bauen Smartphones, die optisch zwar den „westlichen“ Premiummodellen gleichen, unter der Oberfläche aber weniger Leistung oder eine schlechtere Kamera besitzen. Die eingesparten Produktionskosten ermöglichen einen niedrigeren Preis, die Geräte verkaufen sich glänzend – übrigens auch in Schwellenländern wie China oder Brasilien.

Das Resultat: Schon 2009 gibt es in Syrien 11,7 Millionen Handys bei damals rund 20 Millionen Einwohnern (mittlerweile ist mehr als die Hälfte der syrischen Bevölkerung auf der Flucht).

Einen anderen Weg wählt Apple: Der Smartphone-Gigant bietet US-Kunden einen Preisabschlag, wenn sie beim Kauf eines neuen iPhones ihr altes Gerät eintauschen. Die gebrauchten Smartphones werden repariert, darauf befindliche Daten gelöscht – und in den Nahen Osten verschifft.

Verkaufsschlager

Die gebrauchten oder speziell angefertigten Geräte werden zum Verkaufsschlager. Aus Sicht von Analysten ist das kein Wunder: Für viele Menschen im Nahen Osten ersetzt das Smartphone sämtliche andere Endgeräte. Vor allem junge Leute sparen daher, um sich ein Smartphone leisten zu können. Während junge Österreicher neben dem smarten Handy noch einen Laptop, einen Fernseher sowie möglicherweise eine Videospielkonsole oder sogar ein Tablet besitzen, erledigen Syrer, Ägypter oder Iraker alles mit ihrem Smartphone. Netzwerkhersteller Cisco sagte 2013 voraus, dass spätestens 2016 rund 47 Prozent aller Internetnutzer im Nahen Osten ausschließlich über ihr Mobiltelefon („Mobile Only“) ins Netz einsteigen würden. Den Rest der Zuwächse machen Internetcafés und Unternehmen aus.

Doch im Arabischen Frühling, der 2011 beginnt, bekommen Smartphones plötzlich eine andere Aufgabe: jene, Leben zu retten.

Die Nachrichten im staatlichen Fernsehen: zensiert. Das Festnetztelefon: überwacht. Als sich die Bevölkerung in Syrien, Ägypten und anderen Ländern gegen ihre Diktaturen erhob, blieb oftmals nur das Smartphone als sicheres Kommunikationsmittel. Doch das Gerät taugte nicht nur dazu, Freunde vor Polizeigewalt oder Kontrollen zu warnen. Vielmehr entwickelte sich das Gerät endgültig zur Druckerpresse des 21. Jahrhunderts, mit der sich Protestbewegungen vernetzen und ihre Botschaft verbreiten konnten.

Außerdem war das Smartphone dank integrierter Kamera und Internetzugang in der Lage, Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren. Ohne Smartphones hätte es etwa kaum Fotos und Videos aus dem syrischen Bürgerkrieg gegeben. Aufgenommen haben die Dokumente oft genau jene Menschen, die später vor den brutalen Machthabern gen Europa fliehen mussten. In Gebieten, in denen der „Islamische Staat“ sein Terrorregime aufbaute, konnten sich Menschen per Smartphone gegenseitig vor Vorstößen der brutalen Miliz warnen – und so das Leben ihrer Freunde und Verwandten retten. Kein Wunder, dass ein Smartphone oft mit hart erspartem Geld erworben wurde.

Smartphone als Übersetzer

Kommt es zur Flucht, bleibt das Smartphone überlebenswichtig. So kommunizieren Flüchtende mit sogenannten Schleppern über das Gerät, um etwa Treffpunkte auszumachen. Apps wie der Google Translator können helfen, sich mit Einheimischen oder Behörden zu verständigen. Familien trennen sich: Der Preis für die Flucht beträgt oft mehr als zehntausend Euro, weshalb die ganze Familie für einen Flüchtenden zusammenlegen muss. Die Flucht ist riskant, die im Kriegsgebiet zurückgelassenen Verwandten sind aber ebenso in Gefahr. Daher ist die Bereitschaft hoch, auch zu diesem Zeitpunkt in ein Smartphone zu investieren – um mindestens einmal pro Woche zu erfahren, ob die andere Seite noch lebt. Mit Anwendungen wie WhatsApp oder Skype kann etwa kostengünstig auch über Ländergrenzen hinweg kommuniziert werden.

Wütende Kundenanrufe

Doch selbst wenn sie heil in Österreich angelangt sind, ist es für Flüchtlinge oft schwierig, den Kontakt zu ihren Familien zu halten. Denn ein Internetzugang ist nicht Teil der Grundversorgung von Asylwerbern, wie es aus dem Innenministerium heißt. Große Mobilfunker wie „3“ hatten daher kostenloses Internet für Flüchtlinge bereitgestellt, wurden daraufhin jedoch heftig kritisiert. Aus Mobilfunkerkreisen hört man von zornigen Kunden, die sich über die „Bevorzugung“ von Asylwerbern beschweren.

Flüchtlingen bleibt also nichts übrig, als auch in Österreich ihr „Taschengeld“ zu sparen, um mit Wertkarten oder in Internetcafés Kontakt zu Verwandten im Kriegsgebiet aufzunehmen. Dafür nehmen sie oft stundenlange Wartezeiten in Kauf: Wie unter anderem das Magazin „Datum“ in einer Reportage aus Traiskirchen berichtete, stehen oft dutzende Personen vor einem Handyshop im niederösterreichischen Ort an. Die Mär vom „reichen Flüchtling“ und seinem teuren Smartphone hält sich dennoch hartnäckig – ohne von Fakten unterlegt zu werden.

Die IT-Branche selbst profitierte hingegen schon lange von den Talenten von Flüchtlingen und deren Kindern: Der langjährige Intel-Präsident Andrew Grove floh 1956 aus dem kommunistischen Ungarn; Google-Mitgründer Sergey Brin war sechs Jahre alt, als seine Eltern 1979 aus der Sowjetunion in die USA immigrierten.

In der Geschichte des iPhones spielt ein Flüchtling übrigens eine (Neben-)Rolle: Abdulfattah Jandali, leiblicher Vater des verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs, stammt aus Syrien. Weil er politisch verfolgt worden war, wanderte er in den 1950er-Jahren in die USA aus, wo er an der Universität Jobs‘ leibliche Mutter kennenlernte. (Fabian Schmid, 9.8.2015)

Nachlese

Mehr zum Thema: „Hass im Netz“

Flüchtlingsdebatte: ARD-Journalistin macht gegen Hasspostings mobil

  1. August 2015, 12:37

Anja Reschke forderte mehr Diskussionsbeteiligung von Gegnern der Hetze und „Aufstand der Anständigen“

Es waren selten klare Worte, die Anja Reschke, die Chefin der Reportagesendung „Panorama“ im ARD und NDR, am vergangenen Mittwoch fand. In einer kurzen Rede fasste sie das derzeitige Klima bei Debatten zu Flüchtlingen zusammen. Würde sie die Forderung äußern, Deutschland solle auch sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge aufnehmen, würde darüber nicht sachlich debattiert, sondern eine Welle an hasserfüllten Kommentaren folgen. Dabei würden deren Verfasser sich immer seltener hinter Pseudonymen verstecken, sondern mit Echtnamen auftreten.

Sie forderte einen zweiten Aufstand der Anständigen, eine einst nach einem Brandanschlag auf die Synagoge in Düsseldorf im Jahr 2000 vom damaligen deutschen Kanzler Gerhard Schröder artikulierte Forderung. 15 Jahre später haben sich nun derartige Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte gehäuft. Wer nicht der Meinung sei, Flüchtlinge sollen „verjagt, verbrannt oder vergast“ werden, solle auch im Netz aufstehen, seine Meinung kundtun und Hetzer an den Pranger stellen. „Ich freue mich jetzt schon auf die Kommentare zu diesem Kommentar“, schloss Reschke ihren Appell.

ARD

Erwartbare Reaktionen

Und die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Zahlreiche Nutzer spendeten der Journalistin virtuell Beifall und berichteten auch von negativen Erlebnissen im Netz. Andere wiederum unterstellten ihr, lediglich eine von der Senderleitung diktierte Meinung abgelesen zu haben und die Meinungsfreiheit einschränken zu wollen.

Tags drauf, so schreibt Heise, legte Reschke in einem Interview nach. Sie forderte, dass auch die Politik klarer Stellung beziehen sollte. Wenn etwa in Freital mit fremdenfeindlichen Parolen demonstriert würde, sollte zumindest ein Minister oder besser gleich Kanzlerin Merkel deutliche Worte finden.

Netz vs. Realität 

Es stellt sich allerdings die Frage, inwieweit das Phänomen Hasspostings im Netz selbst entsteht und wie repräsentativ die wütenden Kommentare sind. Heise zitiert hierzu Juliane Leopold, Chefredakteurin von Buzzfeed Deutschland. Ihre Einschätzung: „Online-Phänomene gibt es nicht“. Die derzeitige Stimmung spiegle einen Rechtsruck der einstigen Mitte der Gesellschaft wieder. Nur auf sozialen Netzwerken gegen den Hass aufzutreten sei nicht ausreichend und werde „keinen Rassisten bekehren“.

Allerdings bedeute eine Mehrheit der hetzerischen Postings nicht auch eine Mehrheit in der realen Welt. Nur zehn Prozent der User würden im Netz überhaupt interagieren, erklärt Leopold. Die meisten davon beschränken sich demnach darauf, Beiträge zu teilen oder zu „liken“. Im Schnitt schreibe nur ein Hundertstel Kommentare zu Artikeln – oft jene, die dem Inhalt ganz und gar nicht zustimmen.

Bekannte Persönlichkeiten gegen Hasspostings 

Neben Reschke haben sich auch andere Prominente kritisch zu den vielen hasserfüllten Beiträgen im Netz geäußert. ZiB2-Anchorman Armin Wolf hatte in Richtung deren Verfasser etwa den Kommentar „Es gibt schon schöne Trotteln“ eingestreut, was unter anderem eine in rechten Kreisen initiierte Massenmail-Aktion an den ORF-Publikumsrat zur Folge hatte.

Der deutsche Schauspieler Til Schweiger sah sich nach einem Aufruf zur Unterstützung eines Spendenprojekts ebenso mit einem Schwall an wütenden Kommentaren konfrontiert. Er reagierte barsch und forderte die Schreiber dazu auf, sich von seiner Facebook-Seite zu „verpissen“. Mittlerweile hat der „Tatort“-Star angekündigt, ein Flüchtlingsheim zu bauen. (gpi, 07.08.2015)

https://www.youtube.com/watch?v=i9kv-rmvGKg

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Aus dem per ÖVP-Amtsmissbräuche offenkundig verfassungswidrig agrar-ausgeraubten Tirol, vom friedlichen Widerstand, Klaus Schreiner

Don´t be part of the problem! Be part of the solution. Sei dabei! Gemeinsam sind wir stark und verändern unsere Welt! Wir sind die 99 %!

“Wer behauptet, man braucht keine Privatsphäre, weil man nichts zu verbergen hat, kann gleich sagen man braucht keine Redefreiheit weil man selbst nichts zu sagen hat.” Edward Snowden.

MARTONOS, SERBIA - June 2: Syrian refugees get directions on their phone while traveling through the woods near the Hungarian border on June 2, 2015 in Martono, Serbia. The group walked several miles along the Tisza river at sunset to pass through the border with Hungary at night to avoid the police. Refugees seeking asylum are passing through routes in Eastern Europe in greater numbers as countries like Hungary consider plans to fence off their borders. (Photo by Ann Hermes/The Christian Science Monitor via Getty Images) Refugees48

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