Brief eines Flüchtlings an die Tiroler Bevölkerung aus der TT

Finanzmarkt- und Konzernmacht-Zeitalter der Plutokratie unterstützt von der Mediakratie in den Lobbykraturen der Geld-regiert-Regierungen in Europa, Innsbruck am 18.03.2016

Liebe® Blogleser_in,

Bewusstheit, Liebe und Friede sei mit uns allen und ein gesundes sinnerfülltes Leben wünsch ich ebenfalls. 

Aus dieser Quelle zur weiteren Verbreitung entnommen: http://www.tt.com/panorama/11266940-91/brief-eines-fl%C3%BCchtlings-an-die-tiroler-bev%C3%B6lkerung.csp

Brief eines Flüchtlings an die Tiroler Bevölkerung

Seit Mitte November lebt der 23-jährige Iraner in Innsbruck. Er will mit seinem Schreiben danken, aber auch aufklären.

 

Der 23-jährige Hessam Abdollahi ist auf der Flucht. Jetzt hat er sich in einem Brief an die Bevölkerung gewandt.

© Paumgartten

Der 23-jährige Hessam Abdollahi ist auf der Flucht. Jetzt hat er sich in einem Brief an die Bevölkerung gewandt.

Innsbruck – „Willkommen im meinem Zuhause.“ Der junge Mann spricht englisch, lächelt verhalten und macht eine einladende Handbewegung, als er die Türe zur Doppeltennishalle am Innsbrucker Paschbergweg aufzieht. In der zur Flüchtlingsunterkunft umfunktionierten ehemaligen Sportstätte leben seit Sommer 2015 zwischen 300 und 400 Flüchtlinge. Einer von ihnen ist der 23-jährige Hessam Abdollahi aus Teheran. Jener junge Mann, dessen offener Brief an die Bevölkerung binnen weniger Tage zahlreiche Adressaten erreicht und berührt hat (siehe unten).

In seiner Heimat nicht mehr sicher, fasste er im Oktober den Entschluss, den Iran zu verlassen. Gemeinsam mit zwei Freunden machte er sich auf den gefährlichen Weg nach Europa. Sein Ziel: Österreich. Nicht Deutschland, wo jeder hin wollte, nicht die Schweiz, weil er von dem Land zu wenig wusste. Österreich. Er habe sich ein ruhiges Leben hier versprochen. Im Land der Kunst, Kultur und Architektur, sagt Hessam, der im Iran Bauingenieurwesen studiert hatte, bis er fliehen musste. Über die Grenze gelangte er in die Türkei und von dort mit dem Schiff weiter nach Griechenland. Zuvor aber eine Überfahrt in einem kleinen Boot. „So einem, wie man sie täglich in den Nachrichten sieht“, erzählt Hessam. In Mazedonien verlor er seine beiden Gefährten aus den Augen und erfuhr erst später, dass sie es nach Schweden geschafft haben. Über Serbien ging es nach Kroatien und Slowenien, ehe er Österreich erreichte. Zunächst Graz, dann eine Woche Salzburg und schließlich Innsbruck. Seit 11. November lebt Hessam hier.

Vergangene Woche hielt er es nicht mehr aus. „Ich wollte einfach ,Danke’ und ,Entschuldigung’ sagen.“ Also habe er sich hingesetzt und eine Nacht lang an dem Brief gearbeitet. Freunde unterstützten ihn bei der Übersetzung vom Persischen ins Englische. Und Birgitte Elsnegg, die als freiwillige Helferin in der Kleiderkammer am Paschbergweg arbeitet, half beim Übersetzen ins Deutsche. Sie war es auch, die den Brief an Organisationen, Freunde und Bekannte verschickte. So fand das Schreiben rasch Verbreitung.

Am Dienstag hat Hessam Abdollahi Geburtstag gefeiert. Und da auch erfahren, dass Innsbrucks Bürgermeisterin den Brief gelesen hat und ihn kennen lernen will – ein besonderes Geschenk. Deutsch lernen, weiterstudieren und anderen Flüchtlingen helfen – das ist es, was Hessam sich für die Zukunft wünscht. Zunächst aber heißt es für ihn warten: auf einen gültigen Asylbescheid.

Hessam Abdollahis Brief

Ich bin ein Flüchtling und in der Tennishalle am Paschbergweg in Innsbruck untergebracht. Ich will mich nicht beklagen, sondern möchte mich bedanken. Man hat mich so erzogen, dass man sich bedankt, wenn einem geholfen wird. Danke daher, dass ich als Flüchtling hier in Innsbruck sein kann.

Ich habe einen Teil meines Lebens verloren – meine Sicherheit, mein ruhiges Leben, meine Religion und meine Gesundheit.

Die Syrer haben ihre Sicherheit verloren und müssen nun zusehen, wie ihre Freunde und sogar ihre Familien umgebracht werden. Sie erleben, wie ihre Häuser und die Häuser ihrer Nachbarn zerstört werden. Sie sehen, wie u. a. Hochschulen zerbombt werden, was Ihnen damit auf Jahre die Möglichkeit eines Studiums nimmt, eine Ausbildung, auf die sie sich bis zum 18. Lebensjahr vorbereitet haben. Sie leben zurzeit in einem Horrorszenario von Maschinengewehren, Dynamit und Bomben.

Den Irakern wurde die wirtschaftliche Basis von den eigenen Leuten gestohlen und sie müssen nun erleben, wie täglich ihre Söhne getötet werden.

Die Afghanen können nicht einmal den engsten Freunden und Brüdern trauen, ob sie von ihnen nicht ans Messer geliefert werden, denn sie können nie sicher sein, auf welcher Seite der andere steht. Eine der wenigen Möglichkeiten, in Afghanistan Geld zu verdienen, ist es nämlich, als Spion für die Taliban zu arbeiten. So wird diese Gewalt­spirale nie enden!

Im Iran gibt es de facto keine Freiheit in Bezug auf Religion, politischer Einstellung oder sexueller Orientierung. Es genügt alleine, anders zu denken, und man wird unter fadenscheinigen Anschuldigungen zum Tode verurteilt.

Wir alle haben unsere Heimat verloren, wir sind alle in derselben Situation und haben unsere Zukunftsvisionen begraben müssen. Mit großen Hoffnungen auf ein gewaltfreies Leben und eine bessere Zukunft sind wir in Ihr Land gekommen. Wir wissen, dass Sie die große Anzahl an Flüchtlingen nicht erwartet haben und dies Sie belastet.

Bedauerlicherweise kommt es manchmal im Flüchtlingsheim zu Streitereien, doch wir bemühen uns auch um Ruhe. Die Erinnerungen an unsere verlorene Heimat und an den schrecklichen Krieg haben sich wie ein dunkler Fleck in uns eingebrannt und es kann passieren, dass die Emotionen plötzlich und unkontrolliert überkochen.

In den Medien wird über tätliche Übergriffe im Heim am Paschbergweg berichtet. Ja, das stimmt leider, dass manche ausrasten. Ich erlebe es vor Ort, dass manche nur noch wütender werden, wenn man versucht, sie zu beruhigen. Es trägt jeder eine große Last mit sich, die Last der Erinnerung an seine Familie, an Kinder, Freunde … In Zeiten vor dem Krieg hatten wir Zukunftspläne und positive Erwartungen im Hinblick auf eine eigene Familie, Kinder und Freunde. Wir haben alles zurückgelassen, als wir flüchteten und in Ihr Land kamen. Viele verdrängen ihre Erinnerungen an ihre Heimat – den Blick des Vaters – das Lachen der Mutter – die Gesichter ihrer Kinder – Frau – Schwester – Bruder – Freunde. Wir haben sie beim Abschied geküsst und sind weggegangen. Unser Leben wäre leichter, wenn wir vergessen könnten oder die Möglichkeit hätten, ihnen zu helfen.

Liebe Innsbrucker Bevölkerung!

Manche mag es stören, wie sich Flüchtlinge bewegen, kleiden, benehmen – aber mein 22 Jahre alter Verstand sagt mir: Sie möchten nur Kontakt mit der Bevölkerung bekommen und Freundschaften schließen, wissen aber nicht, wie sie das bewerkstelligen sollen.

Liebe Innsbrucker Bevölkerung!

Meine Gedanken sind klar – unsere Gedanken sind klar – aber unsere Emotionen sind durch die Kriege in unserer Heimat verletzt. Wir können nicht arbeiten und keinem Hobby nachgehen. Es fühlt sich an, als hätten wir unser Lachen begraben wie einen Toten.

Liebe Innsbrucker Bevölkerung!

Manche werden von den eigenen Aggressionen eingeholt und es kommt zu Polizeieinsätzen in der Tennishalle. Die Polizei verrichtet ihre Arbeit unter großem Zeitdruck.

Liebe Polizei!

Danke, dass ihr euch Zeit nehmt für uns – Zeit ist das Wertvollste im Leben! Danke auch, dass ihr stets ein Lächeln für uns auf den Lippen habt!

Liebe Innsbrucker Bevölkerung!

Danke, dass ihr uns auch gelegentlich als „Wilde“ bezeichnet – das gibt uns Gelegenheit, zu reflektieren und unser Benehmen zu verbessern.

Danke, dass ihr uns darauf aufmerksam macht, dass unser Heim der „schmutzigste Platz der Welt“ ist, das motiviert uns, mehr auf Sauberkeit zu achten.

Danke auch, dass uns sehr viele Leute helfen. Wir stellen immer wieder fest, dass sich Menschen perfekt um uns kümmern und das ist das Beste, was uns passieren kann.

Danke, dass Ärzte und medizinisches Personal ins Heim kommen und die Kranken versorgen.

Danke, dass Sie uns trotz unserer Fehler menschenwürdig behandeln.

Danke, wenn Sie uns nicht antworten, wenn wir Sie nicht auf Deutsch ansprechen, das motiviert uns, Ihre Sprache zu lernen.

Danke, dass wir monatlich ein Taschengeld erhalten, obwohl wir dafür keine Gegenleistung erbringen können.

Danke, dass Sie uns mit Essen versorgen und wir an einem warmen Platz wohnen können, dass uns Lehrer in Deutsch unterrichten und uns Anwälte unentgeltlich beraten.

Wir haben davon nur träumen können – aber Sie geben es uns! Ich würde es sehr bedauern, wenn einer von uns Flüchtlingen – auch nur für einen Moment – vergessen sollte, dass dies nicht Ihre Pflicht ist.

Auch wenn es mir vielleicht nicht möglich sein sollte, in Österreich zu bleiben, so werde ich immer dafür dankbar sein, dass ich zumindest eine Zeit lang hier leben durfte. Ich würde mir jedoch wünschen, dass wir eines Tages Seite an Seite leben könnten.

Nochmals ein Dankeschön an die Innsbrucker Bevölkerung!

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Aus dem per ÖVP-Amtsmissbräuche offenkundig verfassungswidrig agrar-ausgeraubten Tirol, vom friedlichen Widerstand, Klaus Schreiner

Don´t be part of the problem! Be part of the solution. Sei dabei! Gemeinsam sind wir stark und verändern unsere Welt! Wir sind die 99 %! 

“Wer behauptet, man braucht keine Privatsphäre, weil man nichts zu verbergen hat, kann gleich sagen man braucht keine Redefreiheit weil man selbst nichts zu sagen hat.” Edward Snowden.

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