Finanzmarkt- und Konzernmacht-Zeitalter der Plutokratie unterstützt von der Mediakratie in den Lobbykraturen der Geld-regiert-Regierungen in Europa, Innsbruck am 05.08.2016
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Bewusstheit, Liebe und Friede sei mit uns allen und ein gesundes sinnerfülltes Leben wünsch ich ebenfalls.
Aus dieser Quelle zur weiteren Verbreitung entnommen: http://www.focus.de/politik/ausland/druschba-freundschaft-freundschaft-hamburger-schueler-in-sankt-petersburg_id_5794544.html
Druschba! Freundschaft! Eine Hamburger Schulklasse betreibt Entspannungspolitik in Sankt Petersburg
Samstag, 06.08.2016, 03:58 · von AutorMatthias Matussek
Mit einer Hamburger Schulklasse machte sich Matthias Matussek auf den Weg nach Sankt Petersburg. Unterwegs mit der Jugend zur Aussöhnung und Verständigung – früher hieß das mal Entspannungspolitik.
Wie beginnt man eine Reise in quasi staatlichem Auftrag?
Na, am besten doch mit einer dahingeplapperten Geschmacklosigkeit, so um alles aufzulockern, und da es genau der Tag ist, dieser 22.Juni, an dem Hitlers Armeen 75 Jahre zuvor Russland überfielen, sage ich zu Andreij, der uns am Pulkovo-Flughafen in Sankt Petersburg abholt „diesmal kommen wir in friedlicher Mission, wirklich“.
„Hm“, sagt Andreij am Steuer seines Citroens und braucht einen Moment, und lächelt dann, „es ist merkwürdig, die Leute kommen immer an zwei Tagen – das zweite Datum wäre der 9.Mai“. Die deutsche Kapitulation. Damit wäre die Frage nach Schuld und Sühne fürs erste geklärt.
Wir, das sind acht Schüler des Heidberg-Gymnasiums aus dem Hamburger Norden, Helmut Schmidt wohnte um die Ecke, ein Sportgymnasium. Sechs Mädchen und zwei Jungen, plus Pamela Echkina, der Referentin für die von Außenminister Steinmeier geförderte „Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch“, plus Russischlehrerin Ulrike Matussek, meine Frau.
Eine delikate Angelegenheit
In einer bemerkenswerten Rede hatte Steinmeier jüngst an den Russland-Überfall erinnert, es war ein rundes Datum, er hat das „Nie Wieder“ angemahnt und die russische Seite um Vergebung gebeten und Dank ausgesprochen, nicht ohne jüngere völkerrechtlichen Verstöße (Putin/Krim) zu rügen, ein apologetischer Schlenker zu den auch auf deutschen Willen verlängerten Sanktionen gegen Russland, so dass ein zumindest fragiler politischer Balance-Akt mit diplomatischer Bravour absolviert wurde.
Insbesondere die Jugend solle die deutsch-russische Freundschaft vorantreiben! Druschba! Früher mal hieß das Entspannungspolitik.
Wir sind mit der Jugend zur Aussöhnung und Verständigung unterwegs, auf Hamburger Seite sind das: Der kleine unverdrossene Finn (Gitarre/Schlagzeug/Klavier) und Mathis (Fußball), ein langer Mats-Hummels-Typ, meistens hochverdrossen der Mine der ersten Stunden nach zu urteilen.
Das „Trio Infernale“
Dann die 15-jährigen Schönheiten, angeführt vom strahlenden Gute-Laune-Lächeln Julias (Tennis), gefolgt von der Elfe Jenny (Bodenturnen) hin zur erblühten Lea (Ballett/ Orchester), die aussieht wie Romy Schneider in diesem Alter – ich merke sie mir als das „Trio Infernale“, einem Romy Schneider Film, und sie haben nichts dagegen.
Leah ist bereits von der Deutschen Welle interviewt worden, aber sie ist nichts Politisches gefragt worden, und von alleine bringt sie es nicht auf. Ich auch nicht. Soll ich im Ernst über Putin oder den Brexit diskutieren? Ich spreche mit Eltern und Lehrern darüber.
Die Sanktionen. Eine Art kleine Blockade, die im Alltag ihre Wirkung entfaltet, die Lebensmittelpreise haben sich seit Januar verdoppelt, allerdings muss Strafe sein, sagt eine, die Annexion der Krim war der Sündenfall. Andere sehen das anders. Etwa das Mädchen in einemSushi-Restaurant, mit dem Spruch auf dem Rücken ihres Polohemdes: „Die Krim ist unser“. Da aber alle hier witzige Sprüche auf dem Rücken tragen, mag es ironisch gemeint ein.
Nichts zur Krim
Also nichts zur Krim. Dafür erzählt mir Leah von ihrem bandagierten Fuß, den sie nicht beim Tanzen sondern beim Treppenstolpern gebrochen hat, auf ihrerReise nachShanghai musste sie noch Krücken tragen, ja, das Orchester bringt sie in alle Welt.
Sie erzählt mir davon auf dem Weg zur Isaacs-Kathedrale, in der ratternden U-Bahn, deren Stationen alle so aussehen, als seien sie nach Kathedralen-Raumbegriffen gebaut worden, riesige Hallen, einige sogar mit blechverkleideten gotischen Säulengängen, Tempel der Arbeiterklasse, mit Heldenfriesen geschmückt, mit Peter dem Großen oder Skulpturen wie der von Puschkin. Der Rolltreppen beginnen in hundert Meter Tiefe, man schwebt hinauf wie aus einem Grubenschacht in eine Welt, in derdie Sonnenicht untergehen will. Sankt Petersburg, früher Leningrad, hat wegen des sumpfigen Bodens die tiefste U-Bahn der Welt. Und oben leuchten die Weißen Nächte.
Wir durcheilen die Stadt auf der Suche nach Narben oder Geschichten aus der Zeit der Blockade. Denn das ist das Projekt. Keine Schulklasse ohne „Projekt“. Mit ihren Partnern aus derrussischenSchule, der Nummer 72 aus dem Stadtbezirk Kaliningradsk, bilden sie Teams. Mathis wohnt beim blonden Sergej, dem Anwaltssohn, der der Welt nicht mürrisch, sondern eher geistesabwesend gegenübersteht.
Würdige Kinderkommittees
„Die U-Bahn ist ein guter Schutz“, sagt er düster, „es wird einen Atomkrieg geben“. Er liest gerade auf dem Handy einen dystopischen Roman darüber, Dmitri Gluchowskys „Metro 2033“. Er liest weiter in der Isaacs-Kathedrale, wo sich herausgeputzte 16-Jährige der Schule im Rahmen ihres Deutschunterrichts vorbereitet, das heißt auswendiggelernt haben, wie gut die Restaurationsarbeiten gelungen sind, und wie vielGoldund wie viel Malachit für die grünen Säulen verbaut wurde, und sie erläutern mit würdevollen Armbewegungen die Darstellungen der Ikonen.
Am Ende wird jedem von ihnen ein Gastgeschenk (Schokolade) überreicht, auch Olga, der Lehrerin. Es sind, davon konnte ich mich überzeugen, viele, viele Geschenke eingekauft worden. Das Schenken und das Vorstellen und das Reden wird sich wiederholen. Würdige Kinderkommittees.
Hin zu den Goldkuppeln der Peter-und-Paul-Festung, der ersten befestigten Gründung durch Peter den Großen 1703, der Legende nach in einer Vision, eine neue Hauptstadt am Wasser,Europazugewandt. In nur zehn Jahren wohnen hier bereits zigtausende, der Adel wird von Moskau zwangsumgesiedelt, prächtige klassizistische Villen und Schlösschen werden in der Folge aus dem Boden gestampft, gestaltet von Rastrelli oder Schlüter und anderen bedeutenden Architekten der Zeit.
„Bruhahaha Strebergarten“
In ordentlichen Reihen die Zarengräber, kleine Kindersarkophage darunter, viele deutsche Prinzessinnen. Katharina die Große stammte aus Sachsen-Anhalt, aus einem eigentlich schwer zu vermittelnden verarmten Adel, sie herrschte als Imperatorin.
Ja, Deutsche siedeln sich an, auch im heutige Stadtteil Kaliningradsk, wo wir wohnen und die Schule 72 einen guten Ruf hat, die Partnerschule all die vergangenen Jahre. Früher war es eine Datschen-Gegend, Holzhäuschen, kleine Gärten, so eine Art „Schrebergärten“ flüstert die Lehrerin, „ja“, sagt Anna, „so eine Art Strebergarten“, „bruhahaha Strebergarten“, brüllen die Schüler, dabei ist es, wie ich finde, eine treffende und originelle Wortfindung.
Das nächste Mal muss Anna selber kichern, als es um den „finnischen Meerbusen“ geht, alle Mädchen kichern, sie sind alle mit einem Bein noch in der Kindheit, also, wie es in Rilkes „Karussel“- Gedicht heißt, „…aus jenem Land,/ das lange zögert, eh es untergeht“.
„Hier wird übertrieben, bei uns in Deutschland wird ausgelassen“
Anna mit ihren dunklen Augen (Volleyball) ist lebhaft und hilfsbereit, sie hat eine russische Mutter, sie sprechen russisch zu Hause, und hier nimmt sie Jana an der Hand, aus ihrer russischen Gastfamilie, ein stilles Einzelkind von erst 13, sie wird von den „Großen“ mitgenommen auf das „guljatch“, das „spazieren gehen“ abends in den Parks in diesen weißen Nächten, in denen alle wie im Traum unterwegs sind, und sie sieht Anna in den kommenden Tagen als eine Art ältere Schwester und freut unbändig darüber.
Als Anna nach einem Besuch bei ihrer russischen Großmutter wieder nach Deutschland aufbrach, weinte diese. Sie hatte Angst um Anna. „Die dachte, wir werden in Deutschland vergewaltigt.“ Anna macht keine Illusionen über die Medien. „Hier wird übertrieben, bei uns in Deutschland wird ausgelassen.“ Eine brauchbare Formel, wie ich finde.
Tatsächlich ein Hauch von Venedig in diesem Flanieren, diese Stadt im Norden ist ein Aquarell aus Luft und Wasser, aus lindgrünen und blassblauen und rosafarbenen Fassaden, und noch abends um zehn ist das Café Singer auf dem Nevsky-Prospekt, das eigentlich eine große Buchhandlung ist, eine gut besuchte Adresse.
Deutsche spielen eine Rolle
Deutsche spielen in der Geschichte des Landes eine große Rolle, so wie Deutschland umgekehrt für viele Dichter und Schriftsteller magnetische Anziehung entfaltete. Dostojewski zum Beispiel, der in Baden-Baden spielte und verspielte, der Heilige, der Gottsucher, der Borderliner, immer mit einem Bein im Zarenkerker, oder in den Schatten persönlicher Tragödien, der Armut, der Verzweiflung.
Wir sehen sein Haus und die Schauplätze seines Raskolnikoff von einer Bootstour aus, sie sind immer noch schäbig. Aber „Schuld und Sühne“ hat keiner gelesen, nicht auf deutscher Seite zumindest, und ich habe den Eindruck, dass außer Sergej, der auch die kommenden Tagen über sein Handy gebückt verbringt, kaum noch einer liest. Die Übersetzung auf dem Heldengedenkfriedhof übernimmt Laura, die aus der Ukraine stammt, so glänzend, dass ihr später eine Urkunde überreicht wird. Der Friedhof ist das wohl größte Massengrab der Welt. Unter grünen begrasten Riesenrechtecken liegen 500.000 erfrorene, erschossene aber vor allem verhungerte Männer, Frauen und Kinder.
Tanja Sanitschewa
Die Leiterin der Gedenkstätte, eine violett gekleidete düsterstrenge Natalia, zeigt die erschütternden Tagebuchaufzeichnungen des Mädchens Tanja Sanitschewa (der Vater war früher gestorben), im gleichen Alter wie Anne Frank, die zunächst den Tod der Schwester Schenja am 28.Dezember 1941 einträgt, dann den der Oma, den von Bruder Mischa, der beiden Onkel Wasja und Ljoscha, bin hin zum letzten Eintrag.
„Mutti um 7h30 früh des 13.März 1942“- eine Buchhaltung des Grauens. „Alle sind tot“, schreibt sie schließlich. „Nur Tanja ist übriggeblieben.“
Sie essen die Rinden der Bäume, sie essen Tiere bis zur letzten Ratte, sie kratzen den Leim von den Tapeten. Knapp 900 Tage dauerte die Blockade. Hitlers Befehl hieß: „Die Stadt durch Hunger abzuwürgen, und dem Erdboden gleichzumachen.“ Natalia spricht nicht von Deutschen, sondern von Faschisten.
Später übrigens wollte auch Stalin den alten Plunder von Sankt Petersburg plattmachen und durch sozialistische Wohnblöcke und Prachtstraßen ersetzen, allein, es fehlten dann doch die Mittel dafür. Eine der Lehren: Diktatoren haben einen notorisch schlechten Geschmack. Sie sind wütend über das Schöne.
Gespenster der Vergangenheit
Statt einer Kranzlegung verteilt Frau Matussek weiße Nelken, die Teenager in ihren Jeans und Turnschuhen stellen sich in Reihe auf und Natalia kommandiert, und so würdevoll wie möglich mit ihren 15 Jahren steigen sie die Marmorstufen zum Monument hinauf und legen die Nelken zu Füßen von „Mutter Russland“ ab.
Dazu dringt aus Lautsprechern getragene Klassik, die „Air in G-strings“ von Bach, schwermütige Barockmusik, Mutter Russland aus Bronze ragt turmhoch in diesen Himmel aus blauer Seide, eine tonnenschwere Girlande in den Händen für die Toten.
„Unheimliche Vorstellung“, sage ich auf dem Weg zurück, „dass wir hier an einer halben Million Leichen vorbeilaufen“. „Boah“, sagt ein Mädchen, „ich hab mir vorgestellt, dass die wie in sonem Zombie-Film wieder aufstehen und über uns herfallen und sich rächen“. Man nennt das wohl: die Gespenster der Vergangenheit.
Doch die Toten denken nicht daran, und nicht die Lebenden. Immer wieder wird nicht von Deutschen, sondern von den Faschisten gesprochen. „Das ist lange her“, sagt einige Tage später Sergeijs Vater, „die heutigen haben nichts damit zu tun.“
Was hat sich Mönch Kyrill nur dabei gedacht?
Ja, den Deutschen schlägt eine beeindruckende Freundlichkeit und sogar Bewunderung entgegen.
Besonders natürlich von denen, die sich entschieden haben, deutsch zu lernen. Das ist nämlich fast so schwer wie russisch. Aber nur fast. Russisch ist die Meisterprüfung. Ein anderes Alphabet, das selbst Altgriechen zunächst Mühe bereitet.
Was hat sich der Mönch Kyrill nur dabei gedacht? Das i sieht aus wie ein nach links gedrehtes n, welches im russischen wiederum als h geschrieben wird. Dazu all die Weichheits- und Lautzeichen, um dieses kehlig-schmalzende Vokale-Rollen hinzukriegen.
Nur mal so: Es gibt sechs Fälle. Verben sehen völlig anders aus, je nachdem, ob man sie unter vollendetem oder unvollendetem Aspekt betrachtet. So, und jetzt kommst Du.
Kurz: Russisch ist, wie ein Schiffstau durch ein Nadelöhr zu ziehen. In nur drei oder vier Wochenstunden ist das kaum zu stemmen, immer weniger Kinder entscheiden sich für diese Tortur, weshalb dies wohl die letzte Russisch-Klasse auf dem Heidberg-Gymnasium sein wird.
Warum die Kinder diese untypische Bürde auf sich genommen haben? Russisch lernen? „Ich fands einfach cool“, sagt Julia, die ewig Fröhliche. Und die andere Seite? „Deutsch klingt so schön“, sagt die Mama von Sergeij, ebenfalls Anwältin, in jenem Restaurant, in dem wir den Sieg Deutschlands über die Slowakei während der EM gebührend bejubeln. Während sich Sergej über sein Handy bückt.
Was ist die russische Seele?
Ballettdirektor Eiffmann versucht eine Antwort in seinem Ballett, in Puschkins „Eugen Onegin“, zumindest behauptet er das im Programmheft. Sie beginnt mit TV-Bildern vom Putschversuch der alten Sowjet-Garde mit ihren drei Panzern 1991. Das Ende einer Welt? Und welcher? Der von Puschkin oder der der Sowjets?
Getanzt wird im Wesentlichen vor der Silhouette einer modernen Hängebrücke, es könnte die Golden Gate in San Francisco sein. Hm. Die Verbindung zweier Welten, die nicht zueinanderkommen wie die von Eugen Onegin und seiner Angebeteten Tatjana? DerenLiebeer übermütig verschmäht, bis er seinen Irrtum einsieht?
Oder gibt es da gar keinen politischen Subtext? Das wäre ja noch schöner! Die Besucher im Aleksandrijnskij Theater auf der Außenterrasse machen vergnügt ihreSelfies, herausgeputzte rückenfreie Schönheiten mit Champagnergläsern, eine Karte kostet bis zu 300 Euro. Wir aber wollen lösen, das in unserem Regietheater beliebte Rätselraten beginnt, allerdings haben die mich begleitenden Lehrerinnen auch keine schlüssigen Antworten.
„Das tanzt man doch!“
Für Lea, die von ihren Gasteltern in die Inszenierung mitgenommen worden, war die russische Seele ebenso schwer auffindbar. Ihre Einwände sind eher Ballett-ästhetischer Natur, und durchaus konservativ. „Ich fands schade, dass sie nicht in Spitzenschuhen getanzt haben. Und albern, dass der Brief von Eugen Onegin aus dem Off vorgelesen wurde. Das tanzt man doch!“
Doch dann zeigt sie sich doch noch, die russische Seele in diesen Weißen Nächten, denn ihr Höhepunkt ist das „Fest der purpurroten Segel“, das den Schulabschluss feiert. Unsere sind noch zu jung, aber Sergejs Vater nimmt seinen Sohn mit, der seinen düsteren Roman weiterliest, und Mathis, sie sehen vom Dach eines Hauses zu, Julia und andere verfolgen die Sache im TV.
Noch gegen 23 Uhr ist es hell und der Nevsky-Prospekt, ja die ganze Innenstadt mit ihren Cafes und Bars ist in der Hand der Jugendlichen. Vor der Ermitage eine letzte Kontrolle zum großen Rockkonzert, das ebenso wie das anschließende Feuerwerk auf der Newa landesweit übertragen wird.
Das Schiff mit purpurroten Segeln
„Was wünschen wir uns?“ fragt der Moderator seine Assistentin, eine kurvenreiche Löwinim Abendkleidauf der Bühne. „Na, dass der Dollarkurs besser wird!“ Das Konzert zeigt soliden Eurovisions-Pop aus dem Osten, die Kids singen mit, doch der eigentliche Star ist die Kulisse: der Winterpalast, dessen Fassade im Scheinwerferlicht türkis auftrumpft wie ein entzückter Ausruf in einem Puschkin-Gedicht.
Einige nehmen ein Bad im Brunnen vor dem Westflügel. Gegen Mitternacht überzieht den hohen Himmel ein sanftes perlgrau, als werde dieser glänzende Tag in eine Schatulle gelegt. Hunderttausende warten am Ufer, sie albern, singen, küssen, schießen Selfies, plötzlich wechselt die Musik von Lounge-Jazz zu Klassik.
Eine erste Rakete, Beifallprasseln, und dann schießen die Pyrotechniker die graue Leinwand des Mitternachts-Himmels bunt, von Pontons auf dem Fluss und vom gegenüberliegenden Ufer aus, im historische Leuchtturm brennen Feuer, sie lassen silberne und rote Sterne regnen, der Himmel wird mit dicken Farbstrichen bemalt, ja, und dann erscheint das Schiff mit den purpurroten Segeln.
Hier ist sie, die russische Seele
Geisterhaft gleitet die Gallone die Newa hinab, frenetisch gefeiert, sie segelt direkt aus dem gleichnamigen populären Märchen von Alexander Grin hierher, erhofft und ersehnt von der kleinen Alossa, die ihren Prinzen erwartet, und von den vielen anderen Alossas am Ufer.
Hier ist sie, die russische Seele, ihre Jugendausgabe, hier singt sie und feiert märchenhaft.
Am Ende der Woche treffen sich alle in der Schule, um ihre Auswertungen und Präsentationen vorzustellen, zur Zufriedenheit von Pamela und Olga, der Betreuerin auf russischer Seite, es geht um die Blockade, und darüber hinaus um die Eindrücke vom Gastland.
Kurzes Fazit: die deutsch-russische Freundschaft der beiden Schulklassen könnte nicht besser sein und sie wird bei einem gemeinsamen Kegelabend und dem wiederholten Austausch von Geschenken und Reden in den Zustand der Unverbrüchlichkeit überführt, und beim Abschied gibt es Tränen. In den Gruppen hat sich anfängliche Schüchternheit in eine große Verbrüderung gewandelt, selbst Mathis und Sergej lachen miteinander, der Gegenbesuch wird organisiert.
Putin beantwortet unsere Charm-Offensive
Am Ende drücke ich Nina, der Direktorin der Schule 72 „Pupkins Geschichte“ in die Hand. Sie erzählt von einem fiktiven Kurator während der Blockade, der im Hunger wahnsinnig wird. Oder hellsichtig. Als er eines nachts, fiebernd, wieder einmal die dunklen Korridore der Ermitage abschreitet, die leeren Rahmen wie blinde Augen in der Schnee-Helligkeit von außen, da sieht er Farben.
Genauer: er sieht die Gemälde in ihren Farben, die in seinem Kopf abgespeichert sind nach tausenden von Runden durch sein Museum. Nach einer Weile veranstaltet er Führungen. Wieder später beginnt er, die Gemälde zu verbessern. Schließlich räumt er eigenhändig einen Säulenrest aus einem Gemälde, einemfranzösischenSchäferidyll. Und eines Tages findet man seine Joppe unter einem leeren Rahmen, im Hungerwinter 1942.
Nina, die Generalin ist gerührt, als ich ihr eine Photokopie meiner Pupkin-Geschichte überreiche, ein Buch über Museen hatte sie abgedruckt, ich habe Kopien dabei. Eigentlich sollten die Kids sie lesen, zur Vorbereitung auf die Eremitage zu Zeiten der Blockade. Hat natürlich keiner gemacht. Faule Bagage.
Dass unsere Charm-Offensive gleichzeitig beantwortet wird von Putin persönlich, der ein paar deutsche Schulen in Moskau besucht, erfahren wir erst später.
Er soll in glänzendem Deutsch gesprochen haben. Und unsere Kanzlerin spricht russisch fließend. Vielleicht sollte Außenminister Steinmeier den beiden mal einen gemeinsamen Kegelabend vorschlagen.
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Im Video: Überraschungsgast Wladimir: Putin redet deutschen Schülern ins Gewissen (ist eine andere Klasse und vor dem 30.06.16)
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Aus dem per ÖVP-Amtsmissbräuche offenkundig verfassungswidrig agrar-ausgeraubten Tirol, vom friedlichen Widerstand, Klaus Schreiner
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