Mainstreammedien-Berichterstattungslücke: Rekord-Bombenhagel über Afghanistan: Nicht erwähnenswert

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Rekord-Bombenhagel über Afghanistan: Nicht erwähnenswert

Urs P. Gasche© Peter Mosimann

Urs P. Gasche / 13. Dez 2019 – Einzelne Anschläge der Taliban machen zuweilen Schlagzeilen, kaum aber die dauernden Einsätze der Nato mit Bomben und Drohnen.

Nie in den letzten zehn Jahren hat die US-Air Force über Afghanistan so viele Bomben und anderes Kriegsmaterial abgeworfen wie im vergangenen September 2019. Das berichtet die «New York Times». Also wahrscheinlich nicht zufällig in der Zeit, als Verhandlungen zwischen den USA und den Taliban stattfanden.

In welchen Medien war das bei uns zu lesen? Grosse Zeitungen und das Fernsehen berichteten seit dem Herbst fast nur über einzelne Anschläge der Taliban – mit dem manchmal ausgesprochenen und manchmal unausgesprochenen Vorwurf, die Taliban meinten es mit den Friedensverhandlungen nicht ernst.

Auch am 12. Dezember wieder informierte die NZZ auf Seite 2 unter dem Bild eines zerstörten Fensters («Die Wucht zweier Autobomben hat auch dieses Haus beschädigt») über einen Anschlag nahe dem US-Militärstützpunkt Bagram, rund fünfzig Kilometer nördlich von Kabul («Taliban bekennen sich zum Anschlag»). Die Regelmässigkeit solcher durchaus relevanter Berichte weckt bei der Leserschaft den Eindruck, in Afghanistan herrsche weiterhin Terror, der den Nato-Einsatz rechtfertige. Es wird verdrängt, dass solche Anschläge eine Reaktion auf anhaltende massive Bombardierungen sein könnten. Denn über diese Bombardierungen mit häufig vielen Toten und Verletzten wird nur selten informiert.

«Afghanistan-Papers» decken systematische Irreführung der Öffentlichkeit auf

Am 9. Dezember musste die US-Regierung geheim gehaltene Dokumente über den Krieg der Nato in Afghanistan veröffentlichen, für deren Herausgabe die «Washington Post» sich drei Jahre lang vor Gericht bemühen musste. Diese «Afghanistan-Papers» (in Anlehnung an die «Pentagon Papers») decken auf, mit wie vielen «Verzerrungen, Täuschungen und Lügen» («Tages-Anzeiger») Regierungsstellen den im Jahr 2001 nach 9/11 begonnenen Krieg systematisch beschönigten (beispielsweise General Jeffrey Schloesser im Jahr 2008: «Wir machen stetige Fortschritte») und die wahre Situation verschleierten. Noch immer kontrollieren die Taliban rund die Hälfte des Landes und die Regierung in Kabul hängt am Tropf der USA, die immer noch 13’000 Soldaten im Land stationiert haben.

Die Zahlen der menschlichen Opfer dieses Krieges sind dramatisch:

  • 2’300 tote US-Soldaten und US-Söldner;
  • >20’000 verwundete US-Soldaten und US-Söldner;
  • >60’000 tote afghanische Soldaten;
  • >40’000 tote afghanische Zivilisten.

Für diesen Krieg in Afghanistan «gegen den Terror» haben die USA in den letzten 18 Jahren über tausend Milliarden Dollar ausgegeben.

(Quelle: «New York Times»)

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