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58.000 Tote durch falsche Medikamente
In Deutschland sterben jährlich etwa 58 000 Menschen durch die Nebenwirkungen von Medikamenten und damit 40 000 Menschen mehr als bisher angenommen. Das ergaben Studien von Jürgen Frölich, dem Leiter des Instituts für klinische Pharmakologie an der Universität Hannover.
Der Wissenschaftler vertritt die Auffassung, dass die Krankheiten, die durch Medikamente hervorgerufen werden, zu fünfzig Prozent vermieden werden könnten, wenn das aktuelle klinisch-pharmakologische Wissen angewendet werden würde.
Horst Schmidbauer, der Gesundheitsexperte der SPD, bedauerte, dass es – anders als bei der niedrigeren Zahl der Verkehrstoten – keinen öffentlichen Aufschrei gebe. Die EU-Kommission arbeitet zwar an Richtlinien, um die Zahl der Todesfälle einzudämmen, Schmidbauer zweifelt aber an deren Erfolg: „Deswegen tendiere ich weiterhin zu einer nationalen Aktion.“ Dazu könnten seiner Auffassung nach Informationen gehören, die auf einer Patientenkarte gespeichert werden und den behandelnden Arzt rechtzeitig vor gefährlichen Verschreibungen warnen.
Frölich fordert neben einer Verbesserung der Ausbildung von Medizinstudenten ein flächendeckendes Informationsnetz mit Anwendungskriterien für Arzneimittel. Eine Arbeitsgemeinschaft – so der Wissenschaftler weiter – würde sich seit vier Jahren damit befassen, ein solches Netzwerk bundesweit aufzubauen, doch es fehle das Geld. Lediglich in Niedersachsen existiere ein solcher Informationsdienst seit 1995.