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Covid-19 überfordert die Medien
Das Ausrufen von «Krieg gegen das Virus» oder von «Notstand» bringt Medien unter Druck. Kritische Fragen bleiben unbeantwortet.
Die grossen Medien sind voller Artikel, Radio- und TV-Beiträgen über das Coronavirus. Doch sie verfügen über fast keine Wissenschaftsjournalisten, weil sie überall weggespart wurden. Private TV- und Radiosender sind ohnehin überfordert.
Praktisch alle Medien unterstützen die drastischen Quarantänemassnahmen und wagen höchstens zu fragen, ob denn diese Massnahmen nicht besser schon im Januar hätten ergriffen werden müssen. BAG-Krisenmanager Daniel Koch weicht solchen Fragen aus mit dem Argument, man müsse jetzt in die Zukunft schauen. Diese Zukunft sieht der Freiburger Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberber in der NZZ vom 24. März düster: «Konkurse und Kreditausfälle drohen sich zu Finanz-, Immobilien- und Schuldenkrisen auszuwachsen.»
Um solchen Krisen und einen Börsencrash wie 1929 zu vermeiden oder hinauszuschieben, kauft die US-Notenbank FED allein in dieser Woche Wertpapiere für unglaubliche 600 Milliarden Dollar, wie die NZZ berichtet. Bereits am 28. Januar hatte Infosperber darauf hingewiesen, dass das Coronavirus die fragilen Finanzmärkte anstecken kann.
Doch vorerst sind es die drastischen Ausgehbeschränkungen, geschlossenen Läden, fehlenden Spitalbetten, Gesichtsmasken und Testgeräte, welche die Öffentlichkeit beschäftigen und verunsichern. Nicht alle glauben, dass die Behörden den Nutzen und die Risiken dieser Massnahmen gründlich miteinander abgewogen haben.
Zweifler finden offene Ohren
Deshalb finden Stimmen einzelner Ärzte und Ökonomen, welche dies bezweifeln, vor allem im Internet und in Social Media eine grosse Beachtung. Argumentiert wird teilweise mit korrekten Fakten, jedoch gewagten Schlussfolgerungen. Hohe Klickraten werden auch mit unsinnigen Darstellungen erzeugt, wenn sie denn nur plausibel tönen.
Beachtung fanden beispielsweise Darstellungen des Nuklearmediziners Professor Jörg Spitz von der Akademie für menschliche Medizin («Nicht das Coronavirus ist das Problem, sondern der Mensch»), des Homöopathen Rolf Kron («Das Coronavirus ist ein Schwindel mit System»), des 73-jährigen Lungenarztes und früheren SPD-Politikers Wolfgang Wodarg («Weder in China, noch in Italien oder anderswo werden aussergewöhnliche Fälle von schwerer Krankheit registriert … eigentlich ist gar nichts los.»), des 73-jährigen Mikrobiologen Sucharit Bhakdi («Die getroffenen Massnahmen sind sinnlos, weil nur Menschen mit Vorerkrankungen sterben») oder des Ökonomen Ernst Wolff. Für Wolff, dessen Gastbeiträge in der Vergangenheit manchmal auf Infosperber zu lesen waren, handelt es sich bei der Corona-Krise um einen «international orchestrierten finanzfaschistischen Coup» mit dem Ziel, den ohnehin unweigerlichen Kollaps des weltweiten Finanzsystems auf das Virus zurückführen zu können. Die heraufbeschworene Hysterie diene dazu, schlussendlich alle zu enteignen.
Andere verbreiten, die Chinesen hätten das Virus selbst entwickelt und es sei ihnen aus dem Labor entwichen. Andere erklären, das Virus stamme aus den USA, welche China im Handelsstreit schwächen wollen. Und wieder andere behaupten, dass eigentlich die Pharmaindustrie oder Milliardäre wie Bill Gates selbst dahintersteckt, um mit der folgenden Nachfrage an Medikamenten Millionen zu scheffeln.
Behörden und grosse Medien machen es sich jedoch allzu einfach, wenn sie sämtliche diese Stimmen einfach in einen Topf werfen und als «Verschwörungsgläubige» bezeichnen. Das befreit sie auf einfache Weise davon, zu den teilweise berechtigten Fragen und unangenehmen Fakten Stellung nehmen zu müssen. Selbst die Webseite Correctiv macht es sich etwas allzu leicht, indem sie einzelne Argumente und Zitate von Wolfgang Wodargs einfach einseitig interpretiert und als unwissenschaftlich hinstellt. Auch Aussagen des Robert-Koch-Instituts einfach als erwiesen anzunehmen, wie es Correctiv tut, ist kein Faktencheck.
Behörden und grosse Medien sind teilweise selber schuld
Es liegt auch an unseren Behörden und grossen Medien, dass solche Stimmen auf viel unkritisches Echo stossen. Denn auch ihre Informationen sind unvollständig und zuweilen sogar irreführend. Skepsis ist auch angebracht, weil die gleichen Behörden – in der Schweiz auch Daniel Koch vom BAG – vor zehn Jahren die Folgen der Schweinegrippe völlig falsch einschätzten und dem Roche-Konzern zu Milliardenumsätzen mit dem weitgehend untauglichen Tamiflu verhalfen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stufte die Schweinegrippe damals zu Unrecht als eine Pandemie ein. Unterdessen ist die WHO auch deshalb nicht über jeden Zweifel erhaben weil sie heute zu 80 Prozent von privaten Stiftungen und der Pharmaindustrie finanziert wird. Diese Information über mögliche Interessenkonflikte gehört dazu, wenn Medien die WHO zitieren. Andreas Zumach hat dies auf Infosperber ausführlich gemacht.
Für die Glaubwürdigkeit grosser Medien ist es auch nicht hilfreich, wenn sie fast täglich den Eindruck erwecken, die Pandemie breite sich gegenwärtig trotz der verhängten Quarantänen weiter «rasant» aus, wie es beispielsweise die SRF-Tagesschau am 23. März machte.
Bei den Todesopfern müsste deutlich erwähnt werden, dass sich alle noch Tage vor den Ausgehbeschränkungen angesteckt hatten. Die weiterhin stark steigende Zunahme der Infizierten (siehe SRF-Grafik) ist eine Unstatistik, worauf Infosperber schon wiederholt hingewiesen hat. Je mehr Tests man macht, desto mehr Infizierte findet man. Vor kurzen machte man nach offiziellen Angaben in der Schweiz noch rund 2000 Tests täglich, jetzt 7000. Diese Information, welche die Kurve der Grafik stark beeinflusst, hat die Tagesschau unterschlagen. Wenigstens wies der Moderator auf einen anderen Fehler der Grafik hin: Seit zwei Tagen seien «alle positiv Getesteten» berücksichtigt, während es vorher nur diejenigen waren, die das Referenzlabor bestätigt hatte.
Fazit: Diese Kurve vergleicht Äpfel mit Birnen. Niemand weiss, wie viele vor drei Wochen und wie viele heute angesteckt sind. Sollten es in der Schweiz zwanzigmal so viel sein wie die unterdessen offiziell rund 10’000 Bestätigten, dann wären es 200’000 oder 2,3 Prozent der Bevölkerung. Das Todesrisiko wäre ähnlich wie bei einer Influenza. Das BAG und die Medien müssten viel mehr Menschen auch mit leichten Symptomen testen. Und mindestens müssten Behörden und Medien jeweils darüber informieren, wie viele Personen jeweils getestet wurden, und wie viele davon mit «positivem» und mit «negativem» Resultat. Von einer seriöser Information kann sonst nicht die Rede sein.
Wenig glaubwürdig macht sich BAG-Spezialist Daniel Koch, wenn er heute erklärt, normale Gesichtsmasken brächten «praktisch keinen Schutz». Noch vor zwölf Jahren forderte das BAG alle Erwachsenen auf, je 50 Hygienemasken anzuschaffen, um das Infektionsrisiko zu begrenzen. Und laut Epidemieplan des BAG von 2018 können Hygienemasken «gesunde Personen bis zu einem gewissen Grad vor einer Ansteckung schützen». Auch die vom BAG jährlich empfohlene Influenza-Impfung hilft nur «bis zu einem gewissen Grad». Kommt dazu, dass viele, die mit dem neuen Coronavirus infiziert sind, dies während mehrerer Tage gar nicht merken und andere ohne Maske häufiger anstecken. Warum nicht offen informieren, dass in der Schweiz zu wenige Masken vorhanden sind und aus diesem Grund vom Tragen abgeraten wird? Das würde den Verdacht vermeiden, dass das BAG auch über andere Fragen nicht offen informiert.
Ein Handycap der Medien besteht darin, dass selbst grosse Medien nur vereinzelt über Journalistinnen oder Journalisten verfügen, welche epidemiologisch geschult sind und auftretenden Experten kritische Fragen stellen können. Es fällt nicht einmal auf, dass beispielsweise der heute viel zitierte Professor Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel noch Ende Januar erklärte, es gebe «keinen Grund zur Panik». Es seien «sehr gute und effiziente Möglichkeiten vorhanden, um eine weitere Ausbreitung einzudämmen» [Ausgangsbeschränkungen und Lädenschliessungen waren nicht gemeint]. Die Sterblichkeitsrate sei «bislang wesentlich kleiner als bei der Infektionskrankheit Sars». Zwei Monate später, am 22. März, liess sich Neher von der NZZ am Sonntag wie folgt zitieren: Selbst wenn man harte Gegenmassnahmen ergriffe, wäre bis Ende Juni mit fast 3700 Toten zu rechnen.
Spitalengpässe als Hauptgrund der drakonischen Massnahmen
Die jährliche Influenzaepidemie, an der nach Angaben der WHO weltweit bis zu 650’000 vor allem alte Menschen vorzeitig sterben, hat Behörden bisher in keinem Land dazu veranlasst, ähnliche drastische Notstandsmassnahmen zu ergreifen. Das kann jedoch mit zwei Eigenschaften des Covid-19 begründet werden. Erstens führt das Virus nach heutigem Wissen zwar nicht zu häufigeren, aber zu schwereren Krankheitsfällen, die eine längere Intensivbehandlung nötig machen. Zweitens verbreitet sich das neue Coronavirus ungleich rascher. Beides zusammen kann schnell dazu führen, dass es in Spitälern während des Höhepunktes der Epidemie zu wenig Kapazitäten gibt. Die getroffenen Massnahmen werden die Verbreitung des Virus sicher stark verlangsamen, so dass sich die Intensivpatienten über einen längeren Zeitraum verteilen und bestmöglich behandelt werden können.
Offene Fragen
Hier nur eine kleine Auswahl von Fragen und Feststellungen, auf die es noch keine definitiven Antworten gibt:
- Die Todesfälle infolge Coronavirus müssten dazu führen, dass während der Pandemie insgesamt mehr Menschen sterben als ohne Pandemie (Höhere «Gesamtmortalität»). Das war bisher nicht der Fall, was zeigt, dass masslos übertrieben wird.
Mögliche Antwort: Nur dank der drastischen Massnahmen sind in China und bei uns bisher nur wenige Menschen gestorben, so dass dies keinen Einfluss auf die Statistik der Gesamtsterblichkeit hat. - Coronaviren hat es schon immer gegeben.
Mögliche Antwort: Beim Coronavirus Sars-CoV-2 handelt es sich um ein neuartiges, gegen das noch überhaupt keine Immunität besteht und dessen Eigenschaften noch wenig bekannt sind. - Mit der Einnahme von genügend Vitamin D und einer allgemeinen Stärkung des eigenen Immunsystems ist man gegen Sars-CoV-2 weitgehend geschützt. Die drastischen Massnahmen sind unnötig.
Mögliche Antwort: Wie bei der jährlichen Influenza sind Menschen mit einem guten Immunsystem tatsächlich viel weniger betroffen. Risikogruppen sind vor allem über 70-Jährige, die an Diabetes, Bluthochdruck und Herzkreislaufkrankheiten leiden. Dieser Risikogruppe helfen Vitamin D, Selen oder Zink kaum mehr. SARS-CoV-2 ist für diese Risikogruppe noch gefährlicher als die bisherigen Influenza-Viren.
Best and Worst Case
Im besten Fall sieht die Zukunft wie folgt aus: Warmes Wetter bekommt dem Virus schlecht und die Pandemie flaut ab. Bis zum nächsten Winter ist das neue Virus Sars-CoV-2 mutiert und macht kaum noch krank, ähnlich wie das beim SARS-Virus geschah. Es sterben fast nur alte Menschen, die meistens schon an Diabetes- Lungen- und Herzkreislaufkrankheiten litten und auch ohne das Virus bald gestorben wären. Im Februar 2021 kommt eine Impfung auf den Markt, so dass das Virus unter Kontrolle bleibt. Die Wirtschaft erholt sich schnell.
Im schlimmsten Fall rechnet der britische Epidemiologe Neil M. Ferguson trotz Massnahmen allein in den USA mit zwischen 1,1 und 2,2 Millionen Toten (in der Schweiz wären dies 23’000 bis 55’000 Personen). Es kommt zu einer Wirtschafts- und Finanzkrise mit enorm vielen Arbeitslosen.
Die Alternative der geregelten Ansteckung
Der britische Premier Boris Johnson und der niederländische Premierminister Mark Rutte wollten zuerst eine andere Strategie fahren: Nur die Risikogruppe der Seniorinnen und Senioren würde bestmöglichst geschützt. Alle anderen wären dem Virus ausgesetzt und würden in den allermeisten Fällen nach einer harmlosen Grippe gegen das neue Virus immun.
Patrick Vallance, Grossbritanniens oberster wissenschaftlicher Regierungsberater, hatte empfohlen, das Land solle «ein Grad von Herdenimmunität» erreichen. In den Niederlanden hatte Jaap van Dissel, oberster Virologe am Reichsinstitut für Volksgesundheit und Umwelt gesagt: «Wir wollen das Virus kontrolliert unter jenen sich verbreiten lassen, die damit wenig Probleme haben.»
Mit einer solchen Strategie hätte man die Wirtschaft weiterlaufen lassen und die teilweise ebenfalls tödlichen Folgen einer grossen Wirtschafts- und Finanzkrise vermeiden können.
Thomas House, Statistiker der Universität Manchester, erstellte Simulationen verschiedenen Covid-Szenarien. Er hält es für durchaus möglich, dass die strikten Massnahmen, die viele Länder jetzt verhängen, die Epidemie nicht verlangsamen, sondern nur um einige Wochen oder Monate verschieben. Irgendwann müsse aber das normale Leben wieder aufgenommen werden. Wenn bis dahin keine Immunität in der Bevölkerung erreicht wird, nehme die Epidemie sofort wieder an Fahrt auf.
Der Londoner Infektionsspezialist Martin Hibberd hält es für wünschenswert, dass möglichst viele Menschen eine Immunität gegen Covid-19 erlangen, bevor in etwa neun Monaten die nächste Grippe-Saison beginnt. Bis dann sei ein wirksamer Impfstoff noch kaum entwickelt.
Doch viel andere Immunologen halten dagegen und bezeichnen diese Strategie als «unethisches Experiment». Die britische Gesellschaft für Immunologie stellt in Frage, ob an Covid-19 Erkrankte nachher tatsächlich länger dagegen immun bleiben. Auch auf politischen Druck hin nahmen Boris Johnson und Mark Rutte von dieser angedachten Strategie Abstand und verhängten ähnliche drastische Massnahmen wie andere Länder.
In der Schweiz plädiert der Freiburger Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberger für eine «geregelte Corona-Ansteckung». Er befürchtet, dass die Verzögerungsstrategie scheitert: «Mit Isolation, Bewegungsmangel und Angst um die wirtschaftliche Existenz wachsen Stress, Vereinsamung, innerfamiliäre Konflikte, Suchtprobleme und Depressionen.» Die Frage stehe im Raum, «ob die Verzögerungsstrategie am Ende nicht mehr Todesfälle bewirkt, als sie verhindert».
Eichenberger befürchtet einen «flächendeckenden wirtschaftlichen Zusammenbruch». Deshalb schlägt er in einem Gastartikel der NZZ (Bezahlschranke) vor, nur die besonders Gefährdenden hart abzuschotten, aber den wenig Gefährdeten ihre volle Freiheit zurückzugeben. Gut organisierte, gelenkte Infektionen seien «für die Betroffenen und die Gesellschaft mit weniger Risiken verbunden als die ungeplanten Infektionen unter der Verzögerungsstrategie». Die heute praktizierte Corona-Strategie «vermag wohl ein Ende mit Schrecken verhindern, aber nur um den Preis eines Schreckens ohne Ende».
Ob Reiner Eichenberger recht hat, kann niemand sagen. Aber man macht es sich zu leicht, wenn man seine Argumente einfach ignoriert. Vor allem gilt es die Entwicklung in China ist genau zu verfolgen. Dort werden die drastischen Massnahmen schrittweise zurückgefahren. Bestehen Anzeichen, dass sich die Epidemie wieder ausbreitet?
Themenbezogene Interessen (-bindung) der Autorin/des Autors
Keine