Glyphosatklage: Bayer verliert in der Berufung! Gericht bestätigte: Glyphosat ist krebserregend und Monsanto hat das verschwiegen & Bayer zahlt 10 Milliarden Dollar an 125.000 Kläger

Glyphosatklage: Bayer verliert in der Berufung

23.07.2020

Im ersten großen Glyphosat-Musterprozess hat die Bayer-Tochter Monsanto nun auch die Berufung verloren. Zwar reduzierte der Richter den in der ersten Instanz verhängten Schadenersatz. Doch er bestätigte: Glyphosat ist krebserregend und Monsanto hat das verschwiegen.

Der unheilbar an Lymphdrüsenkrebs erkrankte Platzwart Dewayne Johnson war das erste Glyphosat-Opfer, das vor Gericht Recht bekam. Zu 289 Millionen US-Dollar Schadenersatz verurteilte eine Jury in San Fancisco im August 2018 die Bayer-Tochter Monsanto. Später reduzierte die Richterin die Strafzahlung auf 78 Millionen Dollar. Dennoch legte Monsanto Berufung ein.

Darüber hat nun der California Court of Appeal entschieden. Das Gericht reduzierte die Strafe aus formalen Gründen noch einmal auf 20,5 Millionen Dollar (17,9 Millionen Euro). Die Summe setzt sich zu gleichen Teilen zusammen aus dem Schadenersatz, der Dewayne Johnson zugesprochen wird, und einer Strafzahlung. Denn auch das Berufungsgericht sah es als erwiesen an, dass das Pestizid Roundup die Krebserkrankung Johnsons verursacht hat und dass Monsanto die Krebsgefahr absichtlich verschwieg.

„Unserer Ansicht nach hat Johnson zahlreiche und auch belastbare Beweise dafür vorgelegt, dass Glyphosat zusammen mit den anderen Inhaltsstoffen in Roundup seinen Krebs verursacht hat“, stellte das Gericht fest. Es sah auch „substanzielle Beweise dafür, dass Monsanto vorsätzlich und bewusst ohne Rücksicht auf die Sicherheit anderer handelte“. Aufgrund dieser Beweise hätten die Geschworenen in der ersten Instanz zurecht „böswillige Absicht“ auf Seiten Monsantos festgestellt und damit die Strafzahlung begründet.

Für Bayer ist die Entscheidung eine herbe Niederlage. Der Konzern hatte darauf gebaut, dass eine nur aus Berufsrichtern zusammengesetzte Beschwerdekammer anders urteilen würde als eine aus juristischen Laien bestehende Geschworenen-Jury. Bayer bezeichnete die Entscheidung wegen der gekürzten Zahlung als „Schritt in die richtige Richtung“; wiederholte, dass es sich bei Roundup um ein sicheres Produkt handele und kündigte an, Rechtsmittel zu prüfen. Die Klage von Dewayne Johnson und zwei weitere Musterprozesse, bei denen Bayer Berufung einlegte, sind nicht in dem Vergleich enthalten, den der Konzern Ende Juni vorstellte.

„Im Grundsatz hat das Berufungsurteil die Sachlage bestätigt: Glyphosat ist gesundheitsschädlich und für das Krebsleiden des Klägers verantwortlich“, kommentierte der grüne Bundestagsabgeordnete Harald Ebner das Urteil in der Süddeutschen Zeitung. [lf]

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https://www.agrarheute.com/pflanze/glyphosat-bayer-zahlt-10-milliarden-dollar-125000-klaeger-570083

Vergleich

Glyphosat: Bayer zahlt 10 Milliarden Dollar an 125.000 Kläger

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Klaus Strotmann, agrarheute

am Donnerstag, 25.06.2020 – 

Bayer wird auf einen Schlag tausende Klagen wegen Glyphosat, Dicamba und PCB los. Dafür greift der Konzern tief in die Kasse.

Bayer einigt sich in den USA mit 125.000 Klägern im Glyphosat-Rechtsstreit. Die Leverkusener akzeptieren dazu jetzt einen Vergleich, der knapp 10 Milliarden Euro umfasst.

Es geht vor allem um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat, aber auch um Dicamba und PCB.

125.000 Klagen auf einen Streich beigelegt

Durch den Kompromiss sollen laut Bayer etwa 75 Prozent der aktuellen Roundup-Verfahren abgeschlossen werden – mit insgesamt etwa 125.000 eingereichten und nicht eingereichten Klagen.

Mit dem Kompromiss von insgesamt 10,1 Milliarden bis 10,9 Milliarden US-Dollar (9,1 Milliarden bis 9,8 Milliarden Euro) will Bayer die aktuellen Roundup-Fälle aus der Welt schaffen und zugleich künftigen drohenden Rechtsrisiken vorbeugen. Enthalten sind eine Pauschale, mit der Ansprüche abgedeckt werden sollen, die noch nicht beigelegt sind, sowie 1,25 Milliarden Dollar, um eine separate Vereinbarung für potenzielle künftige Klagen zu ermöglichen.

Der Schritt sei kein Schuldeingeständnis, sondern die vernünftigste Lösung für das Unternehmen, sagte Konzernchef Werner Baumann Mittwochabend. Man wolle nach vorne blicken und sich auf das Kerngeschäft konzentrieren.

Drei Musterverfahren sind vom Vergleich ausgenommen

Explizit vom Vergleich ausgenommen sind die drei Fälle, die vor Gericht verhandelt wurden: Johnson, Hardeman und Pilliod. Hier laufen weiter die Berufungsverfahren.

Der weitere Prozessverlauf ist für Bayer wichtig, weil diese sogenannten „Leithammelprozesse“ – vergleichbar mit deutschen Musterverfahren – rechtlich eine Orientierung für mögliche künftige Verfahren geben.

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Auch Dicamba und PCB beigelegt

Eine weitere Einigung hat Bayer in US-Klagen wegen Verwehungen des Herbizids Dicamba und daraus entstandene Ernteschäden erzielt. 400 Millionen Dollar (354 Millionen Euro) sollen dafür fließen. Bayer erwarte nach eigenen Angaben einen Beitrag der mitverklagten BASF zu diesem Vergleich. BASF will diese Vorschläge nun prüfen. Eine Vereinbarung dazu mit Bayer gebe es allerdings noch nicht, teilte der Konzern am Donnerstagmorgen mit.

Die dritte Einigung betrifft das Umweltgift PCB. 820 Millionen Dollar (728 Millionen Euro) nimmt Bayer in die Hand, um die US-Verfahren zu Gewässerverunreinigungen mit PCB beizulegen. Der Wirkstoff wurde von Monsanto bis 1977 hergestellt und ist in den USA seit 1979 verboten.

60 Milliarden Dollar für den Kauf, 10 für den Kompromiss

Die teuren Einigungen, die Bayer jetzt in Kauf nimmt, sind der Übernahme von Monsanto vor zwei Jahren geschuldet. Die Leverkusener hatten 60 Milliarden Dollar für den US-Konzern bezahlt und alle Rechtsrisiken übernommen. Die gut 10 Milliarden Dollar des Vergleichs will der Konzern hälftig noch in diesem und im nächsten Jahr, eventuelle Restraten in den Folgejahren zahlen. Finanzieren will sie Bayer aus bestehender Liquidität und dem Verkauf der Animal-Health-Sparte.

Die Glyphosat-Klagewelle hatte Bayer an der Börse unter Druck und die Konzernführung um Vorstandschef Werner Baumann in die Kritik gebracht. Man könne sich zwar darüber ärgern, für ein eigentlich unbedenkliches Produkt eine riesige Menge Geld aufbringen zu müssen, sagte Baumann nach der Verkündung des Vergleichs. „Ich bin aber sehr erleichtert, dass wir diese Phase der Unsicherheit nun hinter uns lassen können.“

Anleger reagieren erleichtert

Finanziell ist der Konzern allerdings gut gerüstet für den Vergleich. Allein der Verkauf der Tiermedizin soll Bayer 7,6 Milliarden Dollar einbringen – den Großteil davon in bar, einen kleineren Teil in Aktien des Käufers Elanco.

Bei Anlegern sorgte die Einigung mit US-Klägern für Erleichterung – Bayers Aktien legten am Mittwoch nachbörslich zunächst um fast sechs Prozent zu.  Am Donnerstag waren sie auf der Handelsplattform Tradegate vorbörslich zunächst um fast 9 Prozent auf 76,19 Euro gestiegen und fielen im regulären Handel leicht. Zuletzt pendelten sie um das Vortagesniveau.

Analysten reagierten erleichtert. HSBC-Experte Stephen McGarry empfahl Bayer-Papiere mit einem neuen Ziel von 85 Euro zum Kauf.

Mit Material von Bayer AG, dpa

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