Die gemeinsamen Ziele von CIA und MI6

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Wie lange dürfen CIA und MI6 ihre schmutzigen Tricks noch anwenden – gemeinsam und ohne Vergeltung?

 

Die gemeinsamen Ziele von CIA und MI6

Von Jeremy Kuzmarov , veröffentlicht am: 10. Januar 2025, Kategorien: Geopolitik

Dieser Text wurde zuerst am 28.05.2024 auf www.covertactionmagazine.com unter der URL <https://covertactionmagazine.com/2024/05/28/how-much-longer-will-the-cia-and-mi6-be-able-to-employ-their-dirty-tricks-together-without-retribution/> veröffentlicht. Lizenz: Jeremy Kuzmarov, Covert Action Magazine, CC BY-NC-ND 4.0

Symbolbild
(Foto: Unbekannt, rawpixel, CC0)

Die vom CIA-Direktor hervorgehobene „bemerkenswerte Geheimdienstzusammenarbeit“ hat große Ungerechtigkeiten hervorgebracht

Am 1. Juli 2023 hielt CIA-Direktor William F. Burns in Oxfordshire eine Rede bei der Ditchley Foundation [1], einer 1958 zur Förderung der angloamerikanischen Zusammenarbeit gegründeten Einrichtung des britischen Geheimdienstes, in der er die „bemerkenswerte Geheimdienstpartnerschaft zwischen den USA und Großbritannien“ rühmte.

Laut Burns zeigte sich die Stärke dieser Partnerschaft „im Vorfeld von Putins Krieg in der Ukraine“, „als es für uns beide einsam wurde“, da wir uns „mit unserer Vorhersage des kommenden Sturms weit aus dem Fenster gelehnt haben.“

Burns zufolge bestand ein weiterer großer Erfolg darin, Muammar Gaddafi gemeinsam „davon zu überzeugen, aus dem Geschäft des Terrorismus auszusteigen und sein Atomprogramm aufzugeben“ – und damit den Grundstein zu legen für Gaddafis Sturz und den Untergang Libyens in der von den USA und Großbritannien unterstützten Operation „Odyssey Dawn“ [2].

Burns’ Rede warb für eine nostalgische Sicht auf die nachrichtendienstliche Zusammenarbeit zwischen den USA und Großbritannien, die weitgehend im Auge des Betrachters liegt. An einer Stelle bezeichnete Burns Russland als „Wirtschaftskolonie Chinas“. Das zeigt, dass Burns die wachsende multipolare Weltordnung unterschätzt, die durch die strategische Partnerschaft zwischen China und Russland gefestigt wird und für beide Seiten von Vorteil ist.

Die wahre besondere Beziehung

In seinem Buch <i>The Real Special Relationship: The True Story of How MI6 and the CIA Work Together<i/> (New York: Arcade Publishing 2023) vertritt Michael Smith eine ähnlich nostalgische, im Mainstream vorherrschende Geschichtsauffassung wie Burns.

Smith, ein ehemaliger britischer Geheimdienstmitarbeiter, arbeitete für die BBC, den Daily Telegraph und die Sunday Times. Er zeigt die enge Zusammenarbeit zwischen Medien und Geheimdiensten sowohl in Großbritannien als auch in den USA auf.

The Real Special Relationship wird vom ehemaligen CIA-Direktor John Brennan befürwortet und enthält ein Vorwort des ehemaligen CIA-Direktors Michael Hayden sowie von Sir John Scarlett, dem ehemaligen Chef des britischen Geheimdienstes MI6.

Trotz Smith’ Voreingenommenheit ist das Buch lesenswert, vor allem wegen seiner historischen Details und seiner Einblicke in die Zusammenarbeit zwischen den US-amerikanischen und den britischen Geheimdiensten.

Smith weist darauf hin, dass die besonderen Beziehungen zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich für beide Seiten von Vorteil waren: Großbritannien hatte mehr Fachwissen als die USA in den Bereichen Dechiffrierung, menschliche Aufklärung, Spionageabwehr, Staatsaufbau und Aufstandsbekämpfung, während die Amerikaner über mehr technische Raffinesse verfügten und dafür auch das nötige Geld hatten.

Die Briten verschafften mit ihren Stützpunkten in ehemaligen Kolonien den US-Geheimdiensten Zugang zu Teilen der Welt, die sie sonst nicht hätten erreichen können. [3] Der CIA-Offizier Frank Wisner bemerkte in den frühen 1950er Jahren:

„Wann immer wir in Schwierigkeiten sind, haben die Briten immer ein kleines, sehr nützliches Stück Territorium[Militärbasen].“ [4]

Ein Blick zurück in die guten alten Zeiten

Die besondere Beziehung zwischen den Geheimdiensten der USA und des Vereinigten Königreichs begann während des Zweiten Weltkriegs in Bletchley Park, Buckinghamshire, als britische und amerikanische Code-Knacker gemeinsam daran arbeiteten, die Kommunikationscodes der Japaner und der Nazis zu knacken.

Die Briten waren besonders dankbar, als die Amerikaner ein von Leo Rosen entwickeltes analoges Gerät übergaben, das als „The Purple Machine“ bekannt war. Mit ihm konnten die Chiffren entschlüsselt werden, die von den japanischen Botschaftern in ihren Depeschen an Tokio verwendet wurden. [5]

Obwohl Smith dies nicht erwähnt, haben die Fähigkeiten der amerikanischen und britischen Code-Knacker den Glauben genährt, dass die diplomatischen Dienste beider Länder im Voraus von den Angriffen auf Pearl Harbor wussten [6]. Später im Krieg ermöglichten entschlüsselte Nachrichten dem britischen General Bernard Montgomery, im Kampf um Alam El Halfa und El Alamein entscheidende Schlachten gegen die Nazis in Nordafrika zu gewinnen.

Zahlreiche Amerikaner, die in Bletchley Park gearbeitet hatten, erhielten später einflussreiche Positionen in der US-Regierung – darunter William und McGeorge Bundy, zwei der sogenannten „Weisen“. Sie waren später an der Planung des Vietnamkriegs beteiligt.

McGeorge war einer der Offiziere der US-Armee, die im Entschlüsseln von Codes ausgebildet worden waren. Er versorgte den US-Marineattaché in London, Konteradmiral Alan Kirk, mit Informationen. 1944 war Kirk an der Leitung der D-Day-Invasion in der Normandie beteiligt.

Bundy blickte später gern auf seine Zeit in Bletchley Park zurück und sagte: „Es war eine großartige menschliche Erfahrung, und ich habe so etwas nie wieder erlebt. Diese sehr passionierte Gruppe arbeitete in absolut bemerkenswerter Teamarbeit zusammen.“ [7]

Eine weitere einflussreiche Persönlichkeit, die in dieser Zeit eng mit den Briten zusammenarbeitete, war der spätere CIA-Direktor William E. Colby. Er wurde in der Jedburgh-Eliteeinheit des „Office of Strategic Services“ (OSS – dem Vorläufer der CIA) von der berühmten MI6-Agentin Daphne Park in Spionagetechniken ausgebildet. [8]

William Stephenson war kanadischer Millionär und eine Schlüsselfigur. Er stand sowohl dem OSS-Direktor William J. „Wild Bill“ Donovan als auch dem MI6-Kriegsdirektor Stewart Menzies nahe und trug dazu bei, während des Krieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit enge Beziehungen zwischen dem MI6 und den amerikanischen Geheimdiensten zu pflegen. [9]

Ian Fleming war der persönliche Assistent von Menzies und schrieb den ersten James-Bond-Roman, Casino Royale. Er stand auch mit Donovan in engem Kontakt. Stanley Lovell war unmittelbar vor ihrer Entstehung Direktor der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des OSS – das Äquivalent zu James Bonds legendärer Q-Division. Diese fiktive Organisation entwickelte die genialsten Gadgets des Superspions – von der Röntgenbrille bis zum Dudelsack-Flammenwerfer. – Lovell reiste nach England, um einige Tricks von der „Special Operations Executive“ (SOE) zu lernen. Diese SOE war von Winston Churchill angewiesen worden, „hinauszugehen und Europa in Brand zu setzen.“ [10]

Der britische Geheimdienstoffizier Malcolm Muggeridge sagte: „Ah, diese ersten OSS-Ankömmlinge in London! Wie gut erinnere ich mich an sie, wie jeune filles en fleur (junge Mädchen in Blüte, Anm. d. Red.), die gerade von der Schule kamen, ganz frisch und unschuldig, um die Arbeit in unserem frostigen alten Geheimdienstbordell aufzunehmen.“ [11]

Der OSS-Agent Frank Gleason erläuterte die schmutzigen Tricks, die das OSS-Personal beim SOE erlernte:

„Was sie dir in der Sabotageschule beibringen, wird dich umhauen. Sechs oder sieben Leute, die richtig ausgebildet sind, können eine Stadt von ordentlicher Größe lahmlegen … Wir lernten, Lokomotiven und Kraftwerke, die Turbinen in Kraftwerken sowie Kommunikationssysteme und Telefone zu bedienen und zu zerstören. Wir haben auch gelernt, wie man Menschen krank macht, indem man die Wasserversorgung einer Stadt vergiftet. Solch beschissenes Zeug – uns wurde beigebracht, wie man schmutzig kämpft.“ [12]

Wie aus diesen Kommentaren hervorgeht, leisteten MI6 und OSS Pionierarbeit bei terroristischen Methoden. Sie können – im Nachhinein betrachtet – im Kampf gegen die Nazis gerechtfertigt werden, erwiesen sich aber als heimtückisch, als sie gegen nationalistische Führer der Dritten Welt gerichtet wurden, die während des Kalten Krieges westliche Wirtschaftsinteressen herausforderten.

Der jetzt stillgelegte Empfangsfunkturm in Bletchley Park. Hier wurden während des Zweiten Weltkriegs verschlüsselte Nachrichten abgefangen, und viele Chiffren, darunter Lorenz und Enigma, wurden später aufgrund der Menge der gesammelten Daten geknackt, 15.3.2017.
(Foto: Bibeyj, Wikimedia Commons, CC-BY-SA-4.0)

Vom Zweiten Weltkrieg zum Kalten Krieg

Das OSS lernte von den Briten, wie wichtig es ist, Emigranten aus anderen Ländern für Sabotageaktionen zu rekrutieren – mit dem Ziel, die jeweilige Regierung zu stürzen.

Die neu gegründete CIA und der MI6 rekrutierten im Rahmen der Operation „Rollback“ gemeinsam Emigranten, um in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren in Osteuropa Aufstände gegen die gerade entstehenden pro-kommunistischen Regierungen zu schüren. Diese Emigranten wurden von der CIA und dem MI6 im Umgang mit Funkgeräten, Waffen und Sprengstoff geschult sowie in der geheimen Kommunikation mittels Codes, Chiffren und in der Nutzung geheimer Verbindungen.

Die Operationen scheiterten aber katastrophal, weil viele der Emigranten mit den Nazis kollaboriert hatten und ihre geheimen Netzwerke vom KGB infiltriert worden waren. Einige betranken sich und prahlten vor Freunden und Verwandten mit ihren Missionen zur „Rettung der Heimat“, bevor sie überhaupt damit begonnen hatten. [13]

Arnold Silver, ein Geheimdienst- und CIA-Offizier der US-Armee, erinnerte sich Jahre später daran, dass „angesichts des Ausmaßes der sowjetischen Durchdringung der [Emigranten-]Gruppen nicht erwartet werden konnte, dass solche Operationen irgendjemandem außer dem KGB nützen würden; und natürlich erlitten die CIA und der MI6 eine Katastrophe nach der anderen. Nicht eine einzige Operation war erfolgreich. Viele Informationen sprachen gegen die Entscheidung, mit Emigrantengruppen zu operieren – sie alle wurden einfach ignoriert durch die Blindheit der Verantwortlichen. Dadurch verloren viele Emigranten-Agenten ihr Leben.“ [14]

In Italien und anderen westeuropäischen Ländern wurden von der CIA und dem MI6 im Rahmen der Operation „Gladio“ gemeinsam zweifelhafte Operationen durchgeführt, um anti-kommunistische Untergrundnetzwerke zu schaffen. Diese Netzwerke verübten Terroranschläge, um die politische Linke zu diskreditieren. [15]

In Griechenland übertrug der MI6 der CIA eine geheime Unterstützungsaktion, die auf die Kommunistische Partei Griechenlands abzielte. Derweil übernahm die CIA in Südostasien die Führung bei der Errichtung von „Stay-behind“-Netzwerken, bei denen in China, Hongkong und Nordkorea viele weitere Menschen getötet wurden.

Der MI6 unterstützte die US-Kriegsanstrengungen in Korea durch gemeinsame Signalaufklärungsstationen, die er zusammen mit der CIA in Hongkong, Japan und Hawaii betrieb. Damit konnten sie die chinesische kommunistische Kommunikation überwachen. [16] Trotz dieser Abhörmaßnahmen konnten sie die chinesische Intervention in Nordkorea nicht vorhersehen – eines der größten nachrichtendienstlichen Versäumnisse des Kalten Krieges.

Screenshot: Kopp Verlag, erstellt am 2.12.2024 – 15:25:35, https://www.kopp-verlag.at/a/nato-geheimarmeen-in-europa

Der Coup im Iran von 1953

Die Zusammenarbeit zwischen CIA und MI6 beim Staatsstreich im Iran 1953 war eine der größten Gräueltaten des Kalten Krieges. Der MI6 im Iran erhielt seinen Auftrag direkt von der Anglo-Iranian Oil Company, die sich teilweise im Besitz der britischen Regierung befand.

Im Sommer 1951 hatten die Briten beschlossen, dass der iranische Premierminister Mohammad Mossadegh gehen muss – er strebte die staatliche Kontrolle über die iranische Ölindustrie an.

In einer von General Norman Schwarzkopf Sr. geleiteten Polizeimission waren pro-amerikanische Offiziere ausgebildet worden. Daraufhin ernannte Mossadegh einen neuen Polizeichef, General Mahmoud Ashfar-Tus, und erteilte ihm die Anweisung, diese pro-amerikanische Offiziere zu beseitigen. Ashfar-Tus wurde von MI6-Agenten entführt und ermordet. [17]

Zur gleichen Zeit bildete der MI6 Assadollah Rashidian zum Sonderagenten aus. Rashidian war eine Art Pate und stand dem Schah Mohammad Reza Pahlavi nahe, dem ehemaligen König. Er half, gewalttätige, mit CIA-Geldern finanzierte Straßenproteste zu organisieren. An den Protesten gegen Mossadegh und für den Schah nahmen Zirkusartisten, Gewichtheber und Sportler teil; Sie verliehen den Protesten einen prominenten Charakter. Falsche Tudeh-Demonstranten (linke Partei) beteiligten sich unter falscher Flagge an einer Operation. [18]

Ebenfalls gemeinsam von CIA und MI6 wurden im Süden Anti-Mossadegh-Stammesführer rekrutiert. Ihnen gelang es im August 1953, Mossadegh zu stürzen und den Schah zu installieren, der das nächste Vierteljahrhundert lang im angloamerikanischen Interesse mit harter Hand regieren sollte.

Zu den wichtigsten Aktivposten der CIA in dem Land – angeworben von dem CIA-Agenten Kermit Roosevelt – gehörten zwei junge anti-kommunistische Journalisten, Ali Jalali und Farrokh Keyvani. Sie verbreiteten in einer beliebten Lokalzeitung regimefeindliche Propaganda und warnten vor einem Staatsstreich zugunsten Moskaus. [19]

Auf diesem Foto eskortiert Oberstleutnant Charles P. Murray Jr. (Mitte) Präsident John F. Kennedy und den Premierminister von Großbritannien, Harold Macmillan, während der Ankunftszeremonien für Premierminister Macmillan an der Ehrengarde der US-Marine vorbei. Luftwaffenstützpunkt Andrews, Maryland, 27.4.1962.
(Foto: Robert Knudsen, getarchive, CC0)

Von Malaysia nach Vietnam

In den frühen 1960er Jahren entwickelte sich zwischen Präsident John F. Kennedy, einem James Bond-Fan, und dem konservativen britischen Premierminister Harold Macmillan eine enge persönliche Beziehung. In seinem Buch <i>The Real Special Relationship<i/> hebt Michael Smith dies als einen Höhepunkt der besonderen Beziehung hervor.

Die USA lagerten zu dieser Zeit Atomwaffen in britischen Militärbasen. Sie profitierten außerdem vom Zugang zu britischen Geheimdienstinformationen über Kuba sowie vom Zugang zu einer britischen Geheimdienstbasis in der Nähe von Famagusta auf Zypern [20]. Diese Basis lieferte den Israelis während des Sechstagekriegs 1967 wichtige Informationen. [21]

Als der Vietnamkrieg ausbrach, weigerte sich der britische Premierminister Harold Wilson von der Labor Party, britische Bodentruppen zu entsenden. Der MI6 unterstützte jedoch gemeinsam mit seinem australischen Pendant die Kriegsanstrengungen, indem er in einer militärischen Aufklärungsbasis in Hongkong den vietnamesischen Nachrichtenverkehr sowie den zwischen der Sowjetunion und China abhörte. [22]

Britische Geheimdienstoffiziere bildeten außerdem in Malaysia südvietnamesische Truppen in den Methoden der Aufstandsbekämpfung aus. Diese Truppen wurden nach dem Modell der Briggs- und Templer-Pläne – benannt nach General Sir Harold Briggs und Feldmarschall Gerald Templer – unterrichtet: Danach wurden Malaysier in „Modelldörfer“ abseits der kommunistischen Aufständischen umgesiedelt. In diesen Dörfern wurden wirtschaftliche Entwicklung und öffentliche Bauprojekte initiiert, um „Herzen und Köpfe“ zu gewinnen. (Sobald die kommunistischen Guerillas isoliert waren, sollten die Dörfer, in denen sie operierten, zerstört werden).

Der südvietnamesische Premierminister Ngo Dinh Diem, eine von den USA eingesetzte Marionette, besuchte im Februar 1960 Kuala Lumpur. Dort wurde er von dem Aufstandsbekämpfungsexperten Sir Robert Thompson instruiert. Thompson wurde Berater sowohl von Diem als auch des US-Militärs und erhielt tatkräftige Unterstützung von der Kennedy-Regierung. [23]

Bei ihrem mörderischen Phoenix-Programm orientierte sich die CIA an den Operationen des britischen Geheimdienstes in Malaysia. Der hatte durch eine effektive Ausbildung der malaysischen Polizeispezialeinheit kommunistische Agenten identifiziert. An der britischen „Jungle Warfare School“ in Malaysia wurden amerikanische Spezialeinheiten von den britischen „Special Air Services“ (SAS) ausgebildet – ihnen wurden die Phoenix-Methoden vermittelt. [24]

Infiltration der Linken

Als die CIA begann, britische Zeitschriften wie Encounter und Citizen zu subventionieren, willigte der MI6 ein. Das Hauptziel der CIA bestand darin, die Politik der britischen Labour Party zu beeinflussen und Unterstützer für den Kalten Krieg zu gewinnen.

Laut den Journalisten Jonathan Bloch und Patrick Fitzgerald ließ die CIA einen britischen Zeitschriften-Redakteur und andere Journalisten entlassen, weil sie sich gegen die deutsche Wiederbewaffnung aussprachen – ein zentrales Element der US-Politik in Europa, für die die CIA die Unterstützung der britischen Labour Party benötigte. [25]

Screenshot: Februar Film, erstellt am 3.12.2024 – 14:23:28, https://februarfilm.de/filme/taeuschung-die-methode-reagan/)

Zerstörung der friedensorientierten Sozialdemokraten und der weltweiten Linken

Die CIA und der MI6 arbeiteten zusammen, um in der ehemaligen britischen Kolonie Guyana noch mehr Chaos zu stiften – sie schürten absichtlich die Spaltung zwischen der indischen und der schwarzen Bevölkerung des Landes und stürzten 1964 so die linke Regierung von Cheddi Jagan.

Im Nahen Osten arbeiteten der MI6 und die CIA zusammen, um Ägyptens sozialistischen Führer Gamal Abdel-Nasser zu stürzen und nasseristische Aufstände im Jemen und Oman zu unterdrücken. Dem Autor Stephen Dorrill zufolge stützten sich die CIA und der MI6 „auf geeignete Mitglieder der saudischen Königsfamilie, um eine verdeckte Allianz zwischen Israel, Saudi-Arabien, dem Iran und Jordanien zu entwickeln“. Dies diente sowohl den Interessen der US-amerikanischen als auch denen der britischen Ölgesellschaften. [26]

In Afrika unterstützten der MI6 und die CIA gemeinsam

a) die Any-Nya-Rebellen im ölreichen Südsudan

b) den Warlord Moise Tshombe im Kongo

c) den Warlord Jonas Savimbi in Angola

d) Idi Amin in Uganda

In Uganda waren sie bestrebt, die sozialistische Regierung von Milton Obote zu untergraben, der Ende der 1960er Jahre die lokale Kontrolle über die Ressourcen Ugandas durchsetzen wollte. [27]

Abgesehen davon ignoriert Smith in seinem Buch die Zusammenarbeit von MI6 und CIA bei einer verdeckten Operation, die von Premierminister Harold Wilson, Königin Elizabeth und Gerald Ford gebilligt worden war. Sie stürzte die linksgerichtete australische Regierung von Gough Whitlam (1972–1976) [28], die den Vietnamkrieg ablehnte und eine US-Spionagebasis in Pine Gap beseitigen wollte, die zur Bespitzelung australischer Regierungsbeamter genutzt wurde.

Geschickt inszenierten MI6- und CIA-Agenten einen Skandal, indem sie Dokumente fälschten, die den Anschein erweckten, Whitlams stellvertretender Premierminister Jim Cairns habe ein illegales Darlehen in Höhe von 4 Milliarden Dollar von Saudi-Arabien erhalten – das Geld war von Banken bereitgestellt worden, die mit der CIA verbunden waren. [29] Der CIA-Agent Robert Booth Nichols ermordete anschließend den britischen MI6-Agenten Harry Gilham mit einem Eispickel, um die Operation vor der Aufdeckung zu schützen. [30]

Im Herbst 1982 inszenierten die CIA und der MI6 ein vorgetäuschtes Eindringen sowjetischer U-Boote in schwedische Gewässer. So wurde der Anschein erweckt, Schweden würde zum ersten Mal seit 1809 auf heimischem Boden angegriffen. Ziel der verdeckten Operation war es, die Entspannungspolitik des schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme (1969–1976; 1982–1986) zu untergraben. Palme bemühte sich während dieser Zeit um die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone und eines Abrüstungspakts in den nordischen Ländern.

Der „Krieg“ gegen die Sowjets hielt damit Einzug in die Wohnzimmer aller Schweden und war in den USA und Europa Thema auf den Titelseiten. Sogar der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Schwedens, Lars Werner, glaubte die offizielle Geschichte. Er vertrat die Ansicht, Schweden habe das Recht, gegen die Aktionen der Sowjetunion zu protestieren. [31] Am 28. Februar 1986 wurde Palme nach dem Verlassen eines Kinos in Stockholm ermordet.

Der deutsche Enthüllungsjournalist Patrik Baab und der ehemalige Pentagon-Berater Robert Harkavy weisen in einem 2017 erschienenen Buch nach, dass die CIA und der britische MI6 unter Beteiligung der Stay-Behind-Gladio-Armeen der NATO (paramilitärische Netzwerke, die im Notfall aktiviert werden können) die Ermordung Palmes angeordnet hatten, weil Palme nach der Täuschungsaktion erneut angekündigt hatte, die schwedischen Beziehungen zur Sowjetunion zu normalisieren. [32]

Der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow (1985–1991) sagte dem Filmemacher Dirk Pohlmann, Palmes Ermordung sei „kein Zufall“ gewesen, sondern „ein politischer und vertraglicher Mord … [Palmes] Vision hätte mächtige Interessen gestört, wenn sie sich durchgesetzt hätte. Es gibt Gruppen, die nicht an einer besseren Welt interessiert sind.“ Die bekanntesten dieser Gruppen waren die CIA und der MI6, deren heimtückische Taten fast immer dazu dienten, den Reichtum und die Privilegien der angloamerikanischen Elite zu erhalten.

„Weil ihr Briten seid, haben wir euch unterstützt“, sagt Joe Biden

Die Anti-Palme-Operation in Schweden geschah zeitgleich mit der Wiederbelebung der Beziehungen zwischen der CIA und dem MI6 in den 1980er Jahren durch die britische Premierministerin Margaret Thatcher und US-Präsident Ronald Reagan. In den 1970er Jahren hatten die US-amerikanische und die britische Öffentlichkeit durch den Church-Ausschuss von 1975 damit begonnen, auf eine Verringerung der verdeckten Operationen zu drängen. Grund war die geringe Popularität des Vietnamkriegs und die Aufdeckung von CIA-Gräueltaten, beispielsweise dem Einsatz der Mafia bei dem Versuch, Fidel Castro zu töten.

Als Großbritannien im April 1982 auf den Falklandinseln (Malwinen) vor Argentinien einmarschierte, setzte sich der stellvertretende CIA-Direktor Bobby Ray Inman in einer Debatte im Situation Room des Weißen Hauses gegen die Anhänger der argentinischen Militärjunta durch und sorgte dafür, dass die Reagan-Regierung die Briten unterstützte. [33]

Unterstützung erhielt Inman von seinem engen Freund Joe Biden, der damals sowohl dem Ausschuss für auswärtige Beziehungen als auch dem Geheimdienstausschuss des Senats angehörte. Biden sagte dem britischen Botschafter: „Glauben Sie, dass die USA so reagiert hätten, wenn die Falklandinseln nicht Ihnen, sondern Brasilien gehört hätten und Argentinien dort einmarschiert wäre? Nur weil Sie Briten sind – mit allem, was das in diesem Land bedeutet – haben wir Sie unterstützt.“ [34]

Imperium und Ungerechtigkeit

Biden unterstützt die Briten auch als US-Präsident weiterhin und hat im Ukraine-Krieg, in dem beide Seiten eng zusammengearbeitet haben, die Beziehungen zwischen der CIA und dem MI6 gestärkt.

Ein neuer Film des ehemaligen UN-Waffeninspektors Scott Ritter legt nahe, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein britischer MI6-Agent ist, da er entgegen dem üblichen Protokoll den MI6-Chef Sir Richard Moore besuchte, als er nach Großbritannien reiste. [35]

Selenskyj hat von der Biden-Administration Waffen im Wert von weit über 100 Milliarden Dollar erhalten. Mit diesen Waffen half ihm die CIA zum einen bei der Durchführung einer Operation im Stil von „Phoenix“. Dabei wurden die alten, von den Briten in Malaysia [36] entwickelten Methoden angewandt. Zum anderen planen sie, diese Waffen für offensive Operationen in Russland zu nutzen.

Smith’ Buch ist bezeichnend für den Mainstream, da es den Begriff „Empire“ vermeidet und so tut, als wäre mit der Auflösung des britischen Empire in den 1950er Jahren die Kolonialzeit beendet worden.

Das malaysische Modell wurde von britischen und amerikanischen Militärbefehlshabern auch in Afghanistan und im Irak eingehend studiert. Dort war das alte Konzept des „Modelldorfs“ und des „strategischen Nestes“ wieder aufgegriffen worden – in neuen, gescheiterten Militärinterventionen mit horrenden menschlichen Kosten. [37]

Dafür ist seit dieser Zeit die Außenpolitik der USA schamlos imperialistisch. Ihre Maßnahmen lehnen sich unter Beteiligung der CIA direkt an die Techniken des britischen Imperialismus an und haben das gleiche Ziel – die natürlichen Ressourcen der Länder auszubeuten.

Letzteres zeigt sich sowohl in der militärischen Intervention der USA im Nahen Osten, wo britische und amerikanische Spezialeinheiten gemeinsam tödliche Geheimoperationen durchführten, als auch in der Politik der militärischen Einkreisung Chinas – dessen wirtschaftlicher Aufstieg bedroht die angloamerikanisch dominierte Weltordnung.

1901 veröffentlichte der britische Zeitungsmagnat W. T. Snead ein Buch mit dem Titel „The Americanization of the World“.

Darin stellt er die Idee eines Zusammenschlusses der beiden englischsprachigen Nationen vor, um Großbritannien zur weltweiten Hegemonie zu verhelfen. Die britischen Erzimperialisten Cecil Rhodes und Alfred Milner gründeten daraufhin eine Geheimgesellschaft, die sich genau diesem Ziel verschrieb und die von vielen im US-amerikanischen und britischen Establishment weiterhin
unterstützt wird.

Die „bemerkenswerte nachrichtendienstliche Zusammenarbeit“ von CIA und MI6 hat in Wirklichkeit große Ungerechtigkeiten hervorgebracht. Diese Ungerechtigkeiten werden so lange fortbestehen, bis in den USA oder im Vereinigten Königreich ein Wandel gefordert wird oder sich ein neuer Machtblock herausbildet, der zu wirksamem Widerstand fähig ist – wie es sich bereits abzeichnet.

Burns und andere CIA-Beamte mögen durchaus der Meinung sein, dass die angloamerikanische Weltordnung für die Menschheit von Nutzen war – die meisten Vietnamesen, Iraner und Russen sehen das jedoch anders. Ebenso wie jene Menschen, die die britische Kolonialherrschaft unmittelbar erlebt haben.

<h2 „=““>Quellen:

[1] Ditchley Stiftung, William J Burns „9th DITCHLEY ANNUAL LECTURE – A World Transformed and the Role of Intelligence“, am 1.7.2023: <https://www.ditchley.com/sites/default/files/Ditchley%20Annual%20Lecture%202023%20transcript.pdf>
[2] CovertAction Magazin, Jeremy Kuzmarov „Zum 10. Jahrestag des US-NATO-Angriffs auf Libyen: Mächtige Täter müssen sich noch immer der Justiz stellen“, am 19.3.2021: <https://covertactionmagazine.com/2021/03/19/on-10th-anniversary-of-the-u-s-nato-attack-on-libya-powerful-perpetrators-have-yet-to-face-justice/>
[3] Michael Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“: The True Story of How MI6 and the CIA Work Together“ („The Real Special Relationship: Die wahre Geschichte der Zusammenarbeit von MI6 und CIA“) (New York: Arcade Publishing 2022), 487.
[4] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 154.
[5] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 9.
[6] CovertAction Magazin, Jeremy Kuzmarov „Achtzig Jahre Lügen: Präsident Franklin Roosevelt erzählte der Öffentlichkeit, Pearl Harbor sei ein Überraschungsangriff gewesen – es gibt jedoch zahlreiche Beweise dafür, dass die Regierung davon wusste“, am 7.12.2021: <https://covertactionmagazine.com/2021/12/07/eighty-years-of-lies-president-franklin-roosevelt-told-public-pearl-harbor-was-a-surprise-attack-however-there-is-considerable-evidence-demonstrating-government-foreknowledge/>
[7] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 41, 44.
[8] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 80. Clark diente später beim MI6 in Hanoi und im Kongo und leitete auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges Agenten in Moskau [16].
[9] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 44.
[10] John Lisle, „Dirty Tricks Department: Stanley Lovell, das OSS und die Drahtzieher der geheimen Kriegsführung im Zweiten Weltkrieg“  (New York: St. Martin’s Press, 2023). 27.
[11] Lisle, „Abteilung Schmutzige Tricks“: 27.
[12] Lisle, „Abteilung Schmutzige Tricks“: 28.
[13] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 111.
[14] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 113.
[15] siehe Daniele Ganser, „NATO’s Secret Armies: Operation Gladio and Terrorism in Western Europe“ (New York: Routledge, 2004).
[16] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 161.
[17] Jonathan Bloch und Patrick Fitzgerald, „British Intelligence and Covert Action“, mit einer Einleitung von Philip Agee  (Ireland: Brandon Book Publishers, 1984), 111.
[18] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 199, 200, 201.
[19] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 182.
[20] Indybay Medienzentrum, Giorgos Georgiou „British Bases in Cyprus and Signals Intelligence“, Datum unbekannt: <https://www.indybay.org/uploads/2014/01/06/cyprus0060.pdf#:~:text=It%20was%20not%20until%20June%201947%20that%20the,Regiment%2C%20later%20renamed%20as%20the%209%20Signal%20Regiment.>
[21] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, xx, xxi.
[22] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 313.
[23] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 302.
[24] Bloch & Fitzgerald, „British Intelligence and Covert Action“, 64; Douglas Valentine, „The Phoenix Program“ (New York: William Morrow, 1990).
[25] Bloch & Fitzgerald, „British Intelligence and Covert Action“, chapters 3 and 4.
[26] Robert Dreyfuss, „Devil’s Game: Wie die Vereinigten Staaten dem fundamentalistischen Islam zur Bewaffnung verhalfen“ (New York: Henry Holt, 2005), 141.
[27] Bloch & Fitzgerald, „British Intelligence and Covert Action“, chapters 3 and 4.
[28] CovertAction Magazin, Jeremy Kuzmarov „Neue Untersuchung deckt die Rolle der CIA beim Putsch gegen die australische Regierung im Jahr 1975 auf, die eine US-Spionagebasis zerstören wollte“, am 15.11.2023: <https://covertactionmagazine.com/2023/11/15/new-investigation-exposes-cia-role-in-1975-coup-against-australian-government-which-wanted-to-remove-u-s-spy-base/>
[29] ebd.
[30] ebd.
[31] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, xii, 432.
[32] Lewrockwell Blog, Sputnik News „Ex-Pentagon Advisor Reveals How CIA Killed Western Politicians During Cold War“, am 11.10.2017: <https://www.lewrockwell.com/2017/10/no_author/ex-pentagon-advisor-reveals-how-cia-killed-western-politicians-during-cold-war/>
[33] Siehe Ola Tunander, „The Secret War Against Sweden: US and British Submarine Deception in the 1980s“ (London: Frank Cass, 2004). Smith zitiert Tunander in seinem Buch nicht und ignoriert auch die schwedische Täuschungsoperation.
[34] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 435.
[35] CovertAction Magazin, Jeremy Kuzmarov „Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kam durch eine sorgfältig geplante und von westlichen Geheimdiensten koordinierte Operation an die Macht, sagt ein ehemaliger US-Diplomat“, am 4.8.2024: <https://covertactionmagazine.com/2023/08/04/ukrainian-president-volodymyr-zelensky-came-to-power-in-a-carefully-planned-operation-coordinated-by-western-intelligence-services-says-former-u-s-diplomat/>
[36] CovertAction Magazin, Jeremy Kuzmarov „CIA steckt hinter geheimen Plänen zur Entführung, Folterung und Ermordung ukrainischer Dissidenten im Auftrag von Präsident Selenskyj, sagt ein ukrainischer Überläufer“, am 25.4.2022: <https://covertactionmagazine.com/2022/04/25/cia-behind-secret-plots-to-kidnap-torture-and-assassinate-ukrainian-dissidents-for-president-zelensky-says-ukraine-defector/>
[37] Smith, „Die wirklich besondere Beziehung“, 484.

 

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