Finanzmarkt- und Konzernmacht-Zeitalter der Plutokratie unterstützt von der Mediakratie in den Lobbykraturen der Geld-regiert-Regierungen in Europa, Innsbruck, 2014-04-04
Liebe BlogleserIn,
aus dieser Quelle zur weiteren Verbreitung entnommen:
http://www.wirtschaftsblog.info/archiv/2013/die-neuerung-der-teuerung/
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Die Neuerung der Teuerung
In Großbritannien tobt seit vielen Jahren ein Streit. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie man die Teuerung richtig ermittelt. Traditionell sind die Briten den retail price index (kurz: RPI) gewohnt. Die Harmonisierungsbemühungen der EU verlangten jedoch nach einem weiteren Index, der 1995 unter dem Namen consumer price index (CPI) eingeführt wurde.
Das Problem besteht nun darin, dass diese beiden Verbraucherpreisindizes sehr unterschiedliche Inflationsraten ausweisen. In den letzten 17 Jahren lag die Differenz durchschnittlich bei knapp 0,8% pro Jahr. Das liegt, neben Unterschieden im Warenkorb, vor allem an der verwendeten Berechnungsformel.
Beim RPI wird die Teuerung über ein arithmetisches Mittel der einzelnen Posten errechnet, einer Mischung aus Carli und Dutot Indizes. Der neuere CPI verwendet hingegen einen Jevons Index, also ein geometrisches Mittel. Die praktische Auswirkung lässt sich am besten anhand eines Rechenbeispiels demonstrieren:
Nehmen wir an es gäbe zwei Güter, A und B. Beide hätten den selben Ausgangspreis = 100. Nun steigt der Preis von Gut A auf 110, und Gut B sinkt auf 90. Wie hoch ist die Inflation?
Laut „Carli“ errechnet sich das so: (1,1 + 0,9) / 2 – 1 = 0%.
Jevons verwendet das geometrische Mittel:
Durch die Verwendung des geometrischen Mittels fällt die Teuerung stets niedriger aus. Statistiker argumentieren, dass damit auch Substitutionseffekte berücksichtigt würden. In dem man von dem relativ günstigeren Gut mehr, vom teureren weniger konsumiert, hätte man also einen zusätzlichen Vorteil. Zumindest in der Theorie macht das auch Sinn.
In der Praxis ergibt sich jedoch ein semantisches Problem. Typischer Weise sind es Elektronikartikel die sich verbilligen, während wesentlich wichtigere Güter die die Grundbedürfnisse abdecken, wie Wohnen, Lebensmittel oder Energie, Inflationstreiber sind. Hier Wohlstandsgewinne durch Substitutionseffekte zu unterstellen ist weltfremd. Wenn sich viele Bürger das Heizen nicht mehr leisten können, dann sind leistungsfähigere Handys kein geeigneter Ersatz.
Das könnte uns relativ egal sein, wenn es sich hierbei nur um ein britisches Problem handeln würde. Dem ist aber nicht so. In Österreich wird zwar lebhaft über die Teuerung diskutiert, es zirkulieren sogar (exakte) Zahlen zur „gefühlten“ Teuerung, ein wichtiges Detail scheint dabei jedoch vergessen worden zu sein. Im Methodeninventar zum Verbraucherpreisindex (auf Seite 23) der Statistik Austria findet sich folgende interessante Textpassage:
„Als Mittelungsverfahren kommt derzeit nur das geometrische Mittel der Preisveränderungen zur Anwendung (Jevons Index). Tabelle 9 enthält die laut EU-Verordnung 1749/96 Anhang II erlaubten Formeln zur Berechnung der Elementaraggregate. Die für den VPI bis 2005 verwendete Methode des Durchschnittes der relativen Preise (Carli-Index) kann zu Verzerrungen nach oben führen, weshalb sie auf EU-Ebene für die Anwendung beim HVPI untersagt wurde.“
Weitestgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Statistik Austria die Berechnungsmethode umgestellt.
Natürlich nur um zu verhindern, dass die Teuerung zu hoch ausfallen könnte, und wer wollte das schon. Letztlich führt diese Änderung aber doch zu einer niedrigeren Inflation. Und der Unterschied ist nicht klein.
Der „VPI neu“, dem nun ein geometrisches Mittel zu Grunde liegt, ist durchaus mit dem britischen CPI zu vergleichen, während der „VPI alt“ eher dem RPI entspricht. Da die beiden Berechnungsformeln in Österreich nicht parallel angewandt werden, lassen sich die quantitativen Effekte der Reform nicht präzise benennen. (Anm.Blogger: Kein wirklicher Vergleich mit vorhanden Zahlen möglich!) Der Formeleffekt wird jedoch in Österreich kaum minder schwer wiegen als in Großbritannien.
In den letzten 17 Jahren lag Inflation in nach RPI bei +63,3%, nach CPI jedoch nur bei +43%. Wenn man bedenkt, dass die Reallöhne in Österreich seit zumindest zwei Jahrzehnten stagnieren, dann wird offensichtlich, wie bedeutend dieser „kleine Unterschied“ ist. Mit dem richtigen Preisindex lassen sich beträchtliche Wohlstandsgewinne argumentieren, die tatsächlich nie stattgefunden haben, bzw. nicht stattfinden werden. Die neue Methode ist erst seit dem Jahr 2005 in Kraft.
Übrigens: zwischen 2005 und 2011 stiegen die Reallöhne um durchschnittlich 0,65 Prozent. Mit dem „VPI alt“ wären sie wohl gefallen.
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Aus dem per ÖVP-Amtsmissbräuche offenkundig verfassungswidrig agrar-ausgeraubten Tirol, vom friedlichen Widerstand, Klaus Schreiner
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Inflation frisst Kaufkraft und Lohn! Bei Vorspiegelung von falschen Zahlen werden alle Bürger getäuscht und bemerken die Reallohnverluste nicht!